Yoji Yamada

2013
Tokyo Family
Yoji Yamada
Japan
146′
Ein altes Paar, das auf einer Insel in der Gegend von Hiroshima lebt, reist zu seinen erwachsenen Kindern nach Toyko. Vielbeschäftigt, haben diese kaum Zeit für ihre Eltern und offerieren ihnen einen Aufenthalt im Hotel am Meer. Yasujiro Ozu hat diese Geschichte vor 60 Jahren in Reise nach Tokyo unvergesslich erzählt, sein damaliger Mitarbeiter Yoji Yamada greift sie neu auf und versetzt sie ins Japan nach dem Tsunami: Eine feinsinnige Hommage. Von Eltern und von Kindern Die britische Zeitschrift «Sight & Sound» fragt seit Jahrzehnten alle fünf Jahre weltweit Filmschaffende, welches die zehn wichtigsten Filme überhaupt seien. Die Mehrheit der rund 200 Regisseurinnen und Regisseure haben in der jüngsten Umfrage Tokyo monogatari von Yasujiro Ozu zum besten Film erhoben; auf den ersten Plätzen figurierte der Film schon immer, denn der Japaner war und ist mit seinem konzentrierten Erzählstil ein grosses Vorbild fürs Kino. Jetzt hat der 1931 geborene Yoji Yamada, der selber als Neuling im Produktionshaus Shochiku die Dreharbeiten von Reise nach Tokyo erlebt hatte und inzwischen an die 100 Filme realisierte, seinem Meister Ozu eine Hommage gewidmet und die Erzählung vom alten Paar, das die vielbeschäftigten Kinder in der Grossstadt besucht, in die heutige Zeit versetzt. Dabei konnte er seinen eigenen Themen der Liebe und Hingabe, wie wir sie aus Filmen wie Twilight Samurai oder Love and Honor kennen, treu bleiben. Yoji Yamada weiss natürlich, dass man Ozus Meisterwerk nicht besser machen kann, aber er will die Handlung aus der heutigen Zeit heraus erzählen. Vieles ist sich gleich geblieben in der Gesellschaft, die Zeit des Einzelnen ist noch knapper geworden, die Hektik in der Arbeitswelt grösser. Geblieben ist auch das Kleinräumige, das unser Leben letztlich prägt. Interessant sind denn auch die leisen Veränderungen im Alltag, spannend und durchaus auflockernd wirkt die wichtigste: Yamada führt eine neue Figur ein beziehungsweise lässt eine abwesende Figur leben. War Shuji, der jüngste Sohn des alten Paares, 1953 bei Ozu im Weltkrieg umgekommen und hatte mit seiner Geliebten Noriko jene berührende Figur hinterlassen, die sich als einzige um die Grosseltern kümmert, so lebt der junge Mann bei Yamada und spielt eine gewichtige Rolle. Ja, er gibt dem Film mit seiner Verspieltheit sogar einen leicht veränderten Touch und schafft Bezug auf einen anderen Kontext, den das Land 2013 am Verarbeiten ist. Kennengelernt hat Shuji seine Freundin beim Hilfseinsatz nach dem Tsunami im Norden; die Naturkatastrophe hat zusammen mit dem Atom-Gau im Hintergrund im neuen Film also die Rolle des Krieges übernommen. So kleinräumig unser Alltag sich abspielen mag, so überschaubar das Leben für die meisten ist: alle bleiben den grösseren Zusammenhängen ausgesetzt und müssen im Kleinen auch damit umgehen. Wie eben erst Hirokazu Kore-eda mit seinem einfühlsamen Like Father, Like Son, betrachtet auch Yoji Yamada in Tokyo Family den Kern einer jeden Gesellschaft: Die Familie, das Eltern- und das Kindsein, das Kommen und Gehen im Fliessen der Zeit. Es lohnt sich manchmal doch, eine starke Geschichte in einer anderen Zeit noch einmal zu erzählen, und Ozus Film bleibt das Wunder, das er war. Walter Ruggle
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2007
Love And Honor (2007)
Yoji Yamada
Japan
122′
Kurz nachdem er seinen Posten als Vorkoster angetreten hat, wird Shinnojo blind. Der Fisch, der dem Fürsten des Clans vorgesetzt werden sollte, war vergiftet. Bis zu diesem Ereignis gehörte Shinnojo in einem niederen Rang dem Gefolge des Fürsten an. Als ihm klar wird, dass er nicht nur für den Rest seines Lebens blind sein wird, sondern dass er auch den Dienst bei seinem Herrn aufgeben muss und bis ans Ende seiner Tage auf Hilfe angewiesen sein wird, befällt Shinnojo eine tiefe Melancholie. Nur seiner Frau Kayo gelingt es, ihn von seinem Selbstmordversuch abzubringen. "Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen. Aber bring dich ruhig um. Wenn du es tust, werde ich dir allerdings sofort nachfolgen", entgegnet sie ihm. Gerührt von ihrer Treue, gibt Shinnojo seinen Plan auf. Kurz darauf bittet er Kayo auf Anraten seines Onkels, bei Shimada, dem einflussreichen Verwalter des Guts, vorzusprechen und um Unterstützung zu bitten, da er seinen Dienst nicht mehr erfüllen kann. Im Laufe der Zeit beginnt Shinnojo sich an die Blindheit zu gewöhnen. Als ihm seine Tante Ine das Gerücht zuträgt, Kayo betrüge ihn, ist Shinnojo, der seine Frau liebt und ihr immer vertraut hat, ausser sich vor Eifersucht. Er beauftragt seinen alten Diener Tokuhei, Kayo zu verfolgen. Das Gerücht stimmt. Nachdem sie ihren Beobachter bemerkt hat, beichtet Kayo ihren Ehebruch mit Shimada. Der Verwalter hätte ihren Körper als Entlohnung für die Unterstützung Shinnojos verlangt, gesteht Kayo. Shinnojo wirft seine Frau aus dem gemeinsamen Haus. Mit seinem Schwert bereitet er sich auf den letzten Kampf vor.
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2003
The Twilight Samurai - Tasogare Seibei (2003)
Yoji Yamada
Japan
129′
Iguchi Seibei ist ein in armen Verhältnissen lebender Samurai, der Abschied nehmen will von einem Dasein, in dem der Kampf der Lebensinhalt ist. Der junge Witwer will als Vater endlich Zeit für seine Töchter haben. Er verliebt sich neu und ist überzeugt, dass es im Leben wichtigere Dinge gibt, als das Stärkersein, die Macht und den Kampf. Regisseur Yoji Yamada hat seine Geschichte unterhaltsam und stilbewusst in Szene gesetzt. Das Epochenbild fasziniert in seiner mit Sanftheit gebrochenen Strenge. Darüber hinaus lässt uns "The Twilight Samurai" mit seiner kraftvollen inneren Ruhe auch über die tieferen Werte des Lebens nachdenken. Das ist nicht zuletzt in einer Zeit, in der das Kriegsgeheul dominiert, auch so etwas wie ein Friedensappell. Der Film zeigt den Zwiespalt auf, in dem sich ein Mann in einer an eindimensionalen Mannsbildern orientierten Gesellschaft befinden kann - wenn er den vorgegebenen Bildern von starken Männern zwar entsprechen könnte, aber nicht entsprechen will. "The Twilight Samurai" hat in diesem Jahr als Gewinner von 12 japanischen Academy Awards alle wichtigen Auszeichnungen in seiner Heimat gewonnen und ist Japans Film im Oscar-Rennen 2004.
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