Boléro

Anne Fontaine, Frankreich
121 Minuten
1928, während Paris im Rhythmus der Roaring Twenties schwingt, gibt die Tänzerin Ida Rubinstein bei Maurice Ravel die Musik für ihr nächstes Ballett in Auftrag.
2.
Hors-Saison
Stéphane Brizé
Frankreich
115′
Mathieu (Guillaume Canet) lebt in Paris, Alice (Alba Rohrwacher) in einem kleinen Badeort im Westen Frankreichs. Er ist ein berühmter Schauspieler, der kurz vor seinem fünfzigsten Geburtstag steht. Sie ist eine Klavierlehrerin in ihren Vierzigern. Vor fünfzehn Jahren waren sie verliebt und haben sich dann getrennt. Zeit ist vergangen. Beide gingen ihren eigenen Weg und die Wunden sind geheilt. Als Mathieu in einem Thermalbad versucht, seine Melancholie zu überwinden, stösst er erneut auf Alice.
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3.
Andrea lässt sich scheiden
Josef Hader
Österreich
94′
Andrea, eine Polizistin in der Provinz, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und in der Stadt eine neue Stelle als Kriminalinspektorin antreten. Doch nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann auf einer einsamen Landstrasse betrunken vors Auto und ist daraufhin mausetot. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Zu ihrer Überraschung erfährt sie noch in derselben Nacht, dass der Religionslehrer und trockene Alkoholiker Franz die Polizei verständigt hat. Er hält sich für den Verursacher des Unfalls – wie übrigens bald auch das ganze Dorf. Während Franz schon mal den Koffer fürs Gefängnis packt und zielsicher seinem Untergang entgegen taumelt, bemüht sich Andrea, ihre Spuren zu verwischen... Mit seiner zweiten Regiearbeit beweist der Kult-Kabarettist, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Josef Hader aus Österreich erneut, dass das Tragikomische die beste Abbildung dessen ist, was man Leben nennt. In «Andrea lässt sich scheiden» erzählt er von den Tücken des Landlebens, von angeschlagenen Männern und von einer Frau, die einen Plan hat. Dabei spielt Hader die männliche Hauptrolle mit Bravour, während Birgit Minichmayr an seiner Seite als Andrea glänzt. Ein Film-Bijou von spröder Schönheit, das mit einer perfekten Mischung aus Melancholie und Humor überzeugt.
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4.
La chimera
Alice Rohrwacher
Italien
133′
Jeder jagt seinen eigenen Hirngespinsten und Visionen nach, keiner vermag sie wirklich je zu fassen. Für die einen ist es der Traum vom einfach verdienten, schnellen Geld, für die anderen die Suche nach der vollkommenen Liebe. Bei seiner Rückkehr in eine kleine italienische Stadt am Tyrrhenischen Meer trifft Arthur (Josh O’Connor) seine unglückselige Bande von Grabräubern wieder: Diebe von etruskischen Kunstgegenständen und archäologischen Wundern. Arthur hat eine Gabe, die er in den Dienst der Bande stellt: Er spürt die Leere. Die Leere der Erde, in der die Überreste einer vergangenen Welt verborgen sind. Es ist dieselbe Leere, die die Erinnerung an seine verlorene Liebe, Beniamina, in ihm hinterlassen hat. Auf einer abenteuerlichen Reise zwischen den Lebenden und den Toten, zwischen Wäldern und Städten, zwischen Festen und Einsamkeit entfalten sich miteinander verwobene Schicksale... Alice Rohrwacher («Lazzaro Felice») entführt uns auf eine wundervoll ins Bild gesetzte, fantasievolle Ballade, die in der Vergangenheit Italiens spielt.
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7.
Terrestrial Verses
Ali Asgari und Alireza Khatami
Iran
77′
Wenn Lichter und Irrlichter über der geschäftigen Stadt Teheran in der Morgendämmerung zu leuchten beginnen, ist das der Auftakt für neuen Irrsinn, der sich in Form absurder Regeln ins Leben der Menschen drängt. In neun Episoden erzählt «Terrestrial Verses» von so profanen wie unfassbaren Begegnungen mit einer allgegenwärtigen Bürokratie. Da möchte Vater Staat nicht nur ein Wörtchen mitreden bei der Namenswahl für Neugeborene. Nein, auch in Modefragen und für politisch motivierte Hundeentführungen sehen sich Beamte als die Besten aller möglichen Berater... Das iranische Regie-Duo Alireza Khatami und Ali Asgari erzählt von neun Menschen, die sich mit nervenaufreibendem staatsdienlichem Eifer konfrontiert sehen. Angesiedelt im Iran, ist der am Festival in Cannes uraufgeführte Film thematisch universell: Er dreht sich um den Wunsch, die Kontrolle über das eigene Leben wiederzuerlangen angesichts von Einmischung durch Bürokraten oder andere Autoritäten aller Art. «Terrestrial Verses» ist von formalästhetisch radikaler Einfachheit, ein bewegender Spielfilm, scharfzüngig, von sarkastischem Witz und erfrischender Situationskomik durchzogen.
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8.
Sterben
Matthias Glasner
Deutschland
181′
Die Familie Lunies ist schon lange keine mehr: Das Leben hat die Wege von Eltern und Kindern auseinanderdriften lassen. Die betagte Lissy Lunies (Corinna Harfouch) ist mit ihrem dementen Mann Gerd (Hans-Uwe Bauer) überfordert, ihr bleibt krankheitsbedingt selbst nicht mehr viel Lebenszeit. Ihr Sohn Tom (Lars Eidinger) ist Dirigent und eine Art Ersatzvater des neugeborenen Kindes seiner Ex-Freundin. Aktuell arbeitet er mit seinem besten Freund an der Aufführung von dessen Komposition «Sterben». Dabei geraten sich die beiden immer wieder in die Haare. Toms Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) beginnt währenddessen eine Affäre mit einem verheirateten Mann und verfängt sich in einem unumkehrbar scheinenden Liebes- und Cocktail-Rausch. Als der Tod in fast schon grotesk vielen Erscheinungen und Formen an die Türen aller klopft, begegnen sich die Familienmitglieder wieder... Matthias Glasners Familienepos ist mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch und anderen Schauspielgrössen herausragend besetzt und gespielt. Es wurde an der Berlinale 2024 mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön: «Sterben» ist ein Film über die Intensität des Lebens angesichts von Tod und Vergänglichkeit.
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10.
Jackie
Pablo Larraín
USA
100′
22. November 1963: John F. Kennedy, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten, wird in Dallas ermordet. Seine Witwe Jacqueline Bouvier Kennedy (Natalie Portman) – eine First Lady, die für ihre Eleganz und Kultur bewundert wurde – versucht, das Trauma ihrer Trauer zu überwinden. Regisseur Pablo Larraín porträtiert einen der wichtigsten und tragischsten Momente der amerikanischen Geschichte, gesehen durch die Augen der ikonischen First Lady. «Jackie» feierte an den 73. Filmfestspielen von Venedig Premiere.
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Tillsammans! - Together

Lukas Moodysson, Schweden
106 Minuten
24 Jahre nach dem Kultfilm «Tillsammans - Together» Hat Lukas Moodysson eine - fiktive - Bestandesaufnahme der beliebtesten WG Schwedens gemacht, in der heuer nurmehr zwei Personen leben. Deren Wiedersehen mit ihren alten Freunden zeigen wir neu auf filmingo. Zur Einstimmung empfehlen wir den ursprünglichen Kultfilm, eine wunderbar vergnügliche Geschichte über Liebe und Einsamkeit in der schwedischen Kommune. Den Soundtrack liefert Abba mit dem Ohrenwurm «SOS», womit die Stimmung des Films auch schon wunderbar eingeführt wäre. Skål!
Seit 1 Woche
Sterben
Matthias Glasner
Deutschland
181′
Die Familie Lunies ist schon lange keine mehr: Das Leben hat die Wege von Eltern und Kindern auseinanderdriften lassen. Die betagte Lissy Lunies (Corinna Harfouch) ist mit ihrem dementen Mann Gerd (Hans-Uwe Bauer) überfordert, ihr bleibt krankheitsbedingt selbst nicht mehr viel Lebenszeit. Ihr Sohn Tom (Lars Eidinger) ist Dirigent und eine Art Ersatzvater des neugeborenen Kindes seiner Ex-Freundin. Aktuell arbeitet er mit seinem besten Freund an der Aufführung von dessen Komposition «Sterben». Dabei geraten sich die beiden immer wieder in die Haare. Toms Schwester Ellen (Lilith Stangenberg) beginnt währenddessen eine Affäre mit einem verheirateten Mann und verfängt sich in einem unumkehrbar scheinenden Liebes- und Cocktail-Rausch. Als der Tod in fast schon grotesk vielen Erscheinungen und Formen an die Türen aller klopft, begegnen sich die Familienmitglieder wieder... Matthias Glasners Familienepos ist mit Lars Eidinger, Corinna Harfouch und anderen Schauspielgrössen herausragend besetzt und gespielt. Es wurde an der Berlinale 2024 mit dem Silbernen Bären für das beste Drehbuch ausgezeichnet. Zart und brutal, absurd lustig und todtraurig, furchtbar bitter und manchmal überraschend schön: «Sterben» ist ein Film über die Intensität des Lebens angesichts von Tod und Vergänglichkeit.
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Seit 2 Wochen
Andrea lässt sich scheiden
Josef Hader
Österreich
94′
Andrea, eine Polizistin in der Provinz, möchte ihre unglückliche Ehe beenden und in der Stadt eine neue Stelle als Kriminalinspektorin antreten. Doch nach einer Geburtstagsfeier läuft ihr der Noch-Ehemann auf einer einsamen Landstrasse betrunken vors Auto und ist daraufhin mausetot. Im Schock begeht Andrea Fahrerflucht. Zu ihrer Überraschung erfährt sie noch in derselben Nacht, dass der Religionslehrer und trockene Alkoholiker Franz die Polizei verständigt hat. Er hält sich für den Verursacher des Unfalls – wie übrigens bald auch das ganze Dorf. Während Franz schon mal den Koffer fürs Gefängnis packt und zielsicher seinem Untergang entgegen taumelt, bemüht sich Andrea, ihre Spuren zu verwischen... Mit seiner zweiten Regiearbeit beweist der Kult-Kabarettist, Schauspieler, Drehbuchautor und Regisseur Josef Hader aus Österreich erneut, dass das Tragikomische die beste Abbildung dessen ist, was man Leben nennt. In «Andrea lässt sich scheiden» erzählt er von den Tücken des Landlebens, von angeschlagenen Männern und von einer Frau, die einen Plan hat. Dabei spielt Hader die männliche Hauptrolle mit Bravour, während Birgit Minichmayr an seiner Seite als Andrea glänzt. Ein Film-Bijou von spröder Schönheit, das mit einer perfekten Mischung aus Melancholie und Humor überzeugt.
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Seit 2 Wochen
Xiao Wu, artisan pickpocket (1997)
Zhangke Jia
China
113′
Jia Zhang-kes Debütfilm erzählt die Geschichte des Taschendiebs Xiao Wu, der ziellos durch die Strassen der ärmlichen und schmutzigen Kleinstadt Fenyang treibt. Unsicherheit und Perspektivlosigkeit versucht er hinter einer grossen Brille und coolem Auftreten zu verbergen. Dabei verliert er zunehmend den Boden unter den Füssen. Sein früherer Freund Xiao Yong will nichts mehr mit ihm zu tun haben, seine Liebe Mei Mei, die er in einer schmuddeligen Karaoke-Bar kennengelernt hat, brennt mit einem reicheren Mann durch und Xiao Wus Vater, der in einem kleinen Bergdorf lebt, wirft ihn nach einem Streit aus dem Haus. Überwiegend mit einem Ensemble aus Laiendarstellern gedreht, zeichnet der Film ein tristes Bild vom chinesischen Alltag. Der Film wurde 1998 im Forum der Berlinale uraufgeführt und machte Jia Zhang-ke sofort bekannt. Der Film wurde 2020 dank Martin Scorseses The Film Foundation und der Cineteca di Bologna in Zusammenarbeit mit Jia Zhang-ke aufwändig restauriert.
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Seit 3 Wochen
Terrestrial Verses
Ali Asgari und Alireza Khatami
Iran
77′
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Seit 5 Wochen
Alma & Oskar
Dieter Berner
Österreich
88′
Im Frühjahr 1912 lässt sich Alma Mahler (Emily Cox), kürzlich verwitwete Grande Dame der Wiener Gesellschaft, auf eine Affäre mit dem «Enfant Terrible» der Wiener Kunstszene ein, dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr). Was als leidenschaftliches Verhältnis beginnt, wird zu einem Spiel um Macht und Abhängigkeit, bei dem unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinanderprallen. Während Oskar Kokoschka Liebe mit bedingungsloser Hingabe und Besitzanspruch gleichsetzt, widerstrebt es Alma Mahler, einzig und allein die Rolle der Muse und Mutter zu verkörpern. Ihrem Wunsch nach Selbstverwirklichung folgend, beginnt sie sich mehr und mehr aus den Fängen dieser Amour Fou zu befreien, um für ihr Recht auf ein selbstbestimmtes Leben und ihren künstlerischen Erfolg als Komponistin zu kämpfen. Regisseur Dieter Berner widmet sich zwei Ikonen des Kunstbetriebs des frühen 20. Jahrhunderts und erzählt in starken Bildern von der leidenschaftlichen Affäre Alma Mahlers mit Oskar Kokoschka, deren Intensität die beiden exzentrischen Künstler:innen an ihre Grenzen führt und ihre Existenzen bedroht.
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Seit 5 Wochen
Jackie
Pablo Larraín
USA
100′
22. November 1963: John F. Kennedy, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten, wird in Dallas ermordet. Seine Witwe Jacqueline Bouvier Kennedy (Natalie Portman) – eine First Lady, die für ihre Eleganz und Kultur bewundert wurde – versucht, das Trauma ihrer Trauer zu überwinden. Regisseur Pablo Larraín porträtiert einen der wichtigsten und tragischsten Momente der amerikanischen Geschichte, gesehen durch die Augen der ikonischen First Lady. «Jackie» feierte an den 73. Filmfestspielen von Venedig Premiere.
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Seit 1 Monat
Blind Date (1997)
Samir Jamal Aldin, Christoph Schaub, Anka Schmid, Blaise Piguet, Bianca Conti Rossini, Heikki Arekallio und Antoine Plantevin
Schweiz
97′
7 Kurzfilme von 7 Regisseur:innen, die sich um die schönste Sache der Welt drehen, um die Schmetterlinge im Bauch, die feuchten Hände im beim ersten Treffen, um all das völlig Überraschende, das so passieren kann, wenn man sich auf ein Blind Date einlässt. Einfach so Christoph Schaub (Schweiz, 1997, 14 Min.) Bei einem Blind Date hat Angela an alles gedacht: sie wird etwas früher im Restaurant sein, um sich den fremden Mann genau anschauen zu können. Zur Beruhigung nimmt sie ihren treuen Hund Zacki mit. Der unbekannte Mann lässt jedoch lange auf sich warten und so nehmen die Missverständnisse ihren Lauf... Glücklicherweise ist aber Zacki da, der sie aus einer ungemütlichen Situation rettet und ihr hilft, ihren Traummann zu finden. Le chevalier à la rose Blaise Biguet (Schweiz, 1997, 17 Min.) Sepp, ein junger Bauernsohn, will weder von der Montendon-Tochter noch von arrangierten Eheschließungen etwas wissen. Gegen den Rat seiner Eltern kontaktiert er eine Partnervermittlungsagentur und will sich mit seinem ersten Rendez-vous, Rosa, in Lausanne treffen. Während der Zugfahrt begegnet er merkwürdigen Leuten, die sich sehr für ihn zu interessieren scheinen... Little Sister Anka Schmid (Schweiz, 1997, 16 Min.) Lisa, eine junge schüchterne Postbeamtin, lebt zurückgezogen in ihrer Welt. In Herzensangelegenheiten steht es bei ihr nicht zum Besten, Mona, ihre Schwester, gibt eine Annonce in einer Zeitung für sie auf. Lisa ist von dieser Einmischung in ihr Privatleben gar nicht begeistert, doch die Tatsache, dass sich 17 Männer für sie interessieren, ist verlockend. Angélique Samir (Schweiz, 1997, 11 Min.) Alessandro glaubt seinen Augen nicht zu trauen, als er die Schönheit und den Sexappeal der Frau bemerkt, mit der er ein erstes Rendez-vous in einem Cafe hat, Dieser Frau kann er unmöglich gegenübertreten, und er flieht in einem unbemerkten Augenblick. Doch Angelique weiss, was sie will und lässt sich nicht so leicht abschütteln. Sie verfolgt ihn durch die ganze Stadt bis hinauf auf das Dach seines Wohnhauses. Alessandro will sich hinunterstürzen... Joyeux Noël Bianca Conti Rossini (Schweiz, 1997, 11 Min.) Am Weihnachtsabend fragt sich Annie, ein kleines Mädchen mit blühender Phantasie, wer wohl der unbekannte Mann ist, den ihre Mutter Lise zum Nachtessen eingeladen hat. Und wenn es nun der Mörder ist, der sich in der Stadt herumtreibt und alleinstehende Frauen umbringt? Allmählich kriegt es auch die Mutter mit der Angst zu tun und die beiden verlieren die Nerven, als es klingelt. Wer steht vor der Tür? L'hacienda du bonheur Heikki Arekallio (Schweiz, 1997, 12 Min.) ln ihrer grauen, tristen Sozialwohnung träumt Silvia vom Leben der reichen Helden der Vorabendserie «L’Hacienda du Bonheur», die sie sich mit ihren beiden Kindern Johnny und Pamela täglich anschaut. Um einen Mann nach dem Vorbild eben dieser Helden zu finden, entschliesst sie sich, eine Annonce in einer Zeitung aufzugeben... Les voies du Seigneur Antoine Plantevin (Schweiz, 1997, 16 Min.) Schwester Angelique betet inbrünstig für die Ankunft von Rinalde, ein Häftling auf Urlaub, den sie sehnlichst erwartet, der jedoch Verspätung hat. Die Mutter Oberin, die sie dabei in der Kapelle überrascht, rät ihr eindringlich, sich vor den Männern in acht zu nehmen, es wären Perverse, die ihre Unschuld ausnützen könnten. Schwester Angelique hört der Oberin aufmerksam zu, als sie aber das Motorrad von Rinalde hört, eilt sie ihm freudig entgegen. Möge der Herr mit ihr sein.
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Jackie
Pablo Larraín
USA
100′
22. November 1963: John F. Kennedy, der 35. Präsident der Vereinigten Staaten, wird in Dallas ermordet. Seine Witwe Jacqueline Bouvier Kennedy (Natalie Portman) – eine First Lady, die für ihre Eleganz und Kultur bewundert wurde – versucht, das Trauma ihrer Trauer zu überwinden. Regisseur Pablo Larraín porträtiert einen der wichtigsten und tragischsten Momente der amerikanischen Geschichte, gesehen durch die Augen der ikonischen First Lady. «Jackie» feierte an den 73. Filmfestspielen von Venedig Premiere.
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Rashomon (1951)
Akira Kurosawa
Japan
88′
Das legendäre Meisterwerk in neuer Kopie und neuer Übersetzung! Zwei Erzählungen des Dichters Akutagawa Ryunosuke waren der Ausgangspunkt für RASHOMON, einen der besten Filme der gesamten Filmgeschichte. Die eine liefert die Rahmenhandlung unter dem titelgebenden Rashomon, dem Südtor des alten Kyoto, die andere das Mark von Kurosawas Filmhandlung. Sie berichtet von einem Todschlag auf der Wegstrecke von Sekiyama nach Yamashina, dem darauffolgenden Prozess gegen den Banditen Tajomaru (Toshiro Mifune) und der versuchten Verarbeitung des Geschehens durch einen Priester, einen zufälligen, Fragen stellenden Passanten und jenen Holzfäller, der den Tathergang mitverfolgt haben will. Die drei stellen fest, dass vor Gericht vier Aussagen gemacht wurden und dass sich diese in ganz wesentlichen Punkten voneinander unterscheiden, ja widersprechen. Wo also liegt die Wahrheit, sind doch alle Versionen in sich stimmig und glaubwürdig. Gibt es überhaupt so etwas wie eine «objektive», von allen teilbare Empfindung von Hergängen oder erleben wir alle ein Geschehen so, wie es uns unter den jeweiligen Umständen gerade am besten passt? Akira Kurosawa präsentiert dem Publikum, das er in die Rolle der Geschworenen versetzt, die einzelnen Schilderungen des Tathergangs, und zwar in Rückblenden, die die Vergangenheit eben in der Gegenwart der Erzählung aufleben lassen. Jeder Tathergang wird damit zur möglichen Wahrheit. In jedem Ablauf verhalten sich die Figuren anders, zum Teil grundlegend anders. Gleichbleibend sind der Ort des Geschehens, eine kleine, lichte Stelle im Wald, und die drei Personen: ein stolzer Samurai, seine göttlich schöne Frau und der Bandit. Klar ist auch, dass der Samurai am Ende tot ist. Bleibt die Frage, wie es dazu kommen konnte.
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Priscilla
Sofia Coppola
USA
113′
Priscilla Beaulieu ist 14 Jahre alt, als sie Elvis Presley 1959 an einer Party kennenlernt. Er ist, wie ihr Stiefvater, in einem Armeestützpunkt in Deutschland stationiert. Was Priscilla und den zehn Jahre älteren und bereits viel umschwärmten Rock ’n’ Roll-Star auf Anhieb verbindet, sind ihre Gespräche über die Sehnsucht nach ihrer Heimat. Mit 17 Jahren folgt sie ihm auf sein Anwesen in Graceland, Memphis. Nach ihrer ikonischen Hochzeit fünf Jahre später und der Geburt ihrer Tochter, versucht Priscilla die Rolle der perfekten Ehefrau und verantwortungsvollen Mutter zu erfüllen, während Elvis auf Tour ist oder Filme dreht. Sie ist seinen zunehmenden Gemütsschwankungen ausgesetzt, fühlt sich gleichzeitig kontrolliert und im Stich gelassen. Die Einsamkeit in den bald bedrohlich wirkenden prunkvollen Räumen ihres Anwesens setzt ihr zu. Nach und nach beginnt sich Priscilla von ihrem berühmten Mann zu emanzipieren. Mit Feingefühl richtet sich Sofia Coppolas filmischer Blick auf eine im goldenen Käfig gefangene Frauenfigur. Sie rückt Priscilla Presley, gewöhnlich im Schatten des King of Rock ’n’ Roll, ins Zentrum und zeigt den amerikanischen Mythos um die turbulente Ehe aus der Innenperspektive des jungen, schwärmerischen Mädchens, das sich zu einer eigenständigen, willensstarken Frau entwickelt. Priscilla Presley war als Produzentin am Film beteiligt, ihre Memoiren «Elvis and Me» dienten als Ausgangspunkt für den Film. Die beeindruckende Emanzipationsgeschichte lässt die 60er- und 70er-Jahre aufleben in bestechend komponierten Dekors, eleganten Kostümen, opulentem Make-up und mit dem kultverdächtigen Soundtrack der Band Phoenix. «Priscilla» feierte seine Premiere an den Internationalen Filmfestspielen von Venedig, wo Cailee Spaeny für ihre sensible Darstellung der Priscilla mit dem Preis als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde.
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No Bears
Jafar Panahi
Iran
107′
Jafar Panahi dreht diesmal einen Film über ein Liebespaar, das mit gefälschten Pässen nach Frankreich flüchten will – in der Türkei. Doch wie schafft das der iranische Regisseur, der ein Arbeitsverbot hat und das Land nicht verlassen darf? Panahi hat sich in eine Provinz nahe der iranisch-türkischen Grenze zurückgezogen und gibt seinem Regieassistenten über eine höchst instabile Internetverbindung Anweisungen. Nachts treffen sie sich heimlich zur Übergabe der Festplatte mit dem neusten Drehmaterial. Aber Panahis Filme sind stets mehrdimensional. Wie schon zuvor verwebt er auch hier geschickt Fiktion und Wirklichkeit, denn auch das ländliche Dorf ist Schauplatz einer fiktiven Geschichte – über einen Regisseur, der den staatlichen Repressionen zum Trotz versucht, seine Arbeit als Filmemacher fortzusetzen. Obwohl er sich unauffällig verhält, um nicht identifiziert und den Behörden gemeldet zu werden, gerät er wegen eines vermeintlich geschossenen Fotos in Schwierigkeiten. Er soll ein Liebespaar abgelichtet haben, aber der junge Mann war nicht der Verlobte, dem das Mädchen versprochen ist. Schon bald steht das ganze Dorf Kopf. Auch in «No Bears» sind Panahis autobiografische Erfahrungen und die Entstehungsbedingungen seines Werks ein zentrales Motiv. Er hat damit einen eindrucksvollen, wenn auch für ihn gefährlichen Weg gefunden, für die Freiheit des Kunstschaffens im Iran zu kämpfen. Darüber hinaus ist «No Bears» eine vielschichtige Parabel über den beklemmenden Stillstand einer Gesellschaft und die panische Ablehnung von Veränderung: in der Stadt unter dem Druck der Autoritäten, im Dorf in der Befangenheit des Aberglaubens. Wie macht man Kunst, um die Gesellschaft zum Wandel zu bewegen, wenn diese es nicht will? Zu dieser Frage kehrt «No Bears» immer wieder zurück und verzweifelt dabei leise an der Welt. Der Film gewann an den Filmfestspielen von Venedig den Spezialpreis der Jury, Jafar Panahi selbst wurde im Juli 2022 erneut inhaftiert und vor Kurzem auf Kaution wieder freigelassen.
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Green Border
Agnieszka Holland
Polen
152′
In den Wäldern zwischen Belarus und Polen liegt die so genannte «grüne Grenze». In eine Falle gelockt, werden Geflüchtete dort zum Spielball der Geopolitik. In diesem versteckten Konflikt treffen die Lebenswege einer Aktivistin, eines jungen Grenzbeamten und einer syrischen Familie aufeinander. Die polnische Regisseurin Agnieszka Holland inszeniert ein fesselndes und brandaktuelles Drama, das berührt und unter die Haut geht. In Venedig wurde sie dafür mit dem Spezialpreis der Jury geehrt.
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Alexander der Grosse - O Megalexandros (1980)
Theo Angelopoulos
Griechenland
208′
Alexander entführt zur Jahrhundertwende britische Edelleute vom Poseidon-Tempel in Sounion in ein Bergdorf im Norden. Umjubelt von der Bevölkerung trifft er mit den Gefangenen dort ein. Eines Tages lässt Alexander die Uhr am Zeitturm neu einstellen. «Warum, Kommandant, wir hatten sie vergessen, die Uhr, wir brauchen sie nicht, hier befiehlt uns keiner. Nieder mit den Uhren!» Anarchisten und Dorfbevölkerung sind sich einig. Später diskutiert das Volk, und ein Anarchist prophezeit: «Eure Freiheit wird geopfert. Der Despotismus zerstört die Gemeinschaft, die ihr aufgebaut habt. Eure Revolution wird bald tot sein. Ihr Gespenst wird in den Trümmern herumirren.» Der Grieche Theo Angelopoulos hat den Aufstieg und den Niedergang eines Befreiers und Helden in Form einer byzantinischen Messe in die karge Landschaft des Nordens hineinchoreografiert. «Der grosse Aleander» ist ein vorweggenommener Abgesang auf fehlgelaufene Ideologien des 20. Jahrhunderts. Am Beispiel des sagen-umwobenen Volksbefreiers Alexander entwirft Theo Angelopoulos 1980 eine Figur, die auszieht, fremde Herrscher zu besiegen und das Land zu befreien, um zurückzukehren und seine eigene Herrschaft einzurichten. Das Mammut wurde 1980 in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet.
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L'intrepido
Gianni Amelio
Italien
111′
Antonio Pane (Antonio Albanese) ist ein in sich ruhendes Gemüt, ein rundum zufriedener Mensch, wie man ihn heute selten noch antrifft. Er klagt nicht, er hilft und packt zu. Engelsgleich bewegt er sich durchs Leben und durch den Alltag Italiens. Wir erleben ihn beim Ausüben der unterschiedlichsten Berufe, denn Antonio hat sich seinen eigenen Beruf geschaffen: Er ist ein Intrepido, ein Unverzagter, einer, der andere an ihrem Arbeitsplatz für ein paar Stunden ersetzt. Ja, es kommt vor, dass einer an eine Hochzeit sollte, zum Arzt oder mit seiner Tochter reden möchte, schliesslich braucht alles seine Zeit. Eingespannt ins Arbeitsleben, obendrein in einem krisengeschüttelten und von unfähigen PolitikerInnen ruinierten Land wie Italien, kann man da nicht so einfach weg. Ausser man engagiert sich den praktischen Intrepido Antonio: Der mauert, fährt Tram, führt Pizzas aus oder bügelt. Eigentlich ist er selber ja arbeitslos, aber er mag nicht Trübsal blasen oder klagen: Antonio ist ein in sich ruhender, glücklicher und liebevoller Mensch. Eine Kunstfigur natürlich, denn wo gibt's so was noch. Aber eben eine Figur, die uns auf entspannte Art ein wenig darüber nachdenken lässt, wie eingespannt wir alle sind. Geld, hat Antonio sich gesagt, ist nicht alles, was zählt. Man sollte aber schon schauen, dass man in Form bleibt und sich nicht fallen lässt, wenn das wirtschaftliche Umfeld nicht mehr rosig ist. Gianni Amelio (Ladro di bambini) hat diese wunderbare Figur geschaffen, mit der er uns die erträgliche Leichtigkeit des Glücklichseins vor Augen führt und wir uns dabei ertappen mögen, Antonio als Figur von einer anderen Welt zu sehen. Ein amüsierter und melancholischer Blick auf Italien, ein Land, das man eigentlich lieben möchte, weil es die schönste Sprache hat, das beste Essen, atemberaubende Landschaften und kulturelle Schätze und gesprächsfreudige Menschen.
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You Will Die At 20
Amjad Abu Alala
Sudan
102′
In einem Dorf zwischen Blauem und Weissem Nil verheisst der religiöse Führer der Mutter eines Neugeborenen, dass ihr Sohn mit 20 sterben werde. Der Junge wächst in der Welt frommer Schicksalsergebenheit auf, die ihn an seinen frühen Tod glauben lässt und ihm Erfahrungen, was Leben heisst und heissen kann, verunmöglicht. Mit grossem Respekt vor der Tradition seiner Landsleute zeichnet Regisseur Amjad Abu Alala in seinem Spielfilmerstling nach, wie religiöser Wahn einem Menschen die Lebenskraft raubt.
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Landschaft im Nebel - Topio stin omichli (1988)
Theo Angelopoulos
Griechenland
120′
Zwei Kinder unterwegs Voula und Alexander sind zwei Kinder, deren Vater in Deutschland arbeitet. Eines Tages besteigen die beiden in Athen den Zug in der Absicht, ihn zu suchen. Immer wieder werden sie auf ihrer Reise durch Griechenland von Realitäten eingeholt und aufgehalten. Sie begegnen unter anderem der Schauspieltruppe, die in O Thiasos unterwegs war, sie kommen am Ende zu einem Baum der Hoffnung. In Landschaft im Nebel, dem letzten Film in der «Trilogie des Schweigens», erzählt uns der Grieche Theo Angelopoulos, basierend auf einer Zeitungsnotiz, ein Märchen, und wir sitzen da, sehen, lauschen und staunen. Wer einsteigen will, braucht nur die Angst abzulegen und zu jener kindlichen Unschuld zurückzufinden, die Voula und Alexander auf ihrer Reise leitet. Es ist eine Initiationsreise - und auf die Welt lässt sie uns genauso kommen wie weg von ihr, hin zu einer vagen Hoffnung davon, dass aus dem sich lichtenden Nebel am Ende doch noch ein Stück Grün, ein Baum, Leben erahnbar wird, getreu der Genesis, die er mehrmals zitiert: «Am Anfang herrschte Dunkelheit, und dann kam das Licht.» Muss man noch beifügen, dass auch in diesem Sinn im Film die Welt immer wieder von neuem geschaffen wird: Aus der Dunkelheit kommt Licht. Voula ist es, die feststellt: «Diese Geschichte hört nie auf, man unterbricht uns ständig.» Sie zieht damit einen Bogen innerhalb der Welt, in der sie und ihr Bruder sich während zweier Stunden bewegen. Wichtig ist die Innenwelt, jenes Land, das mit der Seele gesucht wird. Es existiert in der Fantasie, gebildet aus Realität und Poesie. Es ist eine Reise auch durch das geistige Land des Theo Angelopoulos, durch ein Land, das keine Grenzen kennt, in dem von Film zu Film Figuren kommen, gehen, wieder auftauchen. Walter Ruggle
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Attenberg
Athina Rachel Tsangari
Griechenland
97′
Marina ist 23 und lebt gemeinsam mit ihrem Vater in einem austauschbaren Industrieörtchen an der griechischen Küste. Die menschliche Spezies empfindet Marina als eigenartig, fast abschreckend, wäre da nicht Bella, ihre einzige und sehr unkonventionelle Freundin. Ihre ersten sexuellen Erkenntnisse leitet Marina aus den Tierdokumentationen von Sir David Attenborough - Attenberg, wie sie ihn nennt - ab. Bella hingegen zeigt Marina eine ganz anderen Zugang zur eigenen Sexualität. Das führt bei Marinas Annäherung an einen unbekannten Tischfussballspieler, sowie bei Diskussionen mit ihrem kranken Vater zu skurrilen Momenten. Ihr Papa, ein vom zwanzigsten Jahrhundert unbeeindruckter Architekt, bereitet sich auf seinen selbstbestimmten "Ausstieg" aus dem Leben vor. Er hält diese Epoche für überschätzt und will sich nicht seinem Krebs ergeben. Anhand dieser zwei Männer und ihrer Freundin Bella untersucht Marina die letzten Mysterien der menschlichen Fauna. - «Attenberg» war der Film, der Athina Rachel Tsangari auf die Weltkarte des jungen Kinos brachte. Zusammen mit Yorgos Lanthimos prägte sie die erfrischende neue Welle des griechischen Films.
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Foxtrot
Samuel Maoz
Israel
113′
Eine erschütternde Nachricht erreicht das wohlhabende Ehepaar Michael und Dafna Feldmann in Tel Aviv: Ihr Sohn Jonathan ist als Soldat «im Dienst des Landes gefallen». Dafna bricht zusammen und erhält ungefragt ein starkes Sedativum vom Militärsanitäter. Während sie bewusstlos ist, überfordern Verwandte und Armeeangehörige Michael mit gut gemeinten Ratschlägen. Zunehmend gerät der verzweifelte Vater in einen Sog von Wut und Schmerz. Da tritt plötzlich eine dieser unergründlichen Wendungen ein, die das Leben manchmal für uns bereithält… Regisseur Samuel Maoz («Lebanon», Gewinner des Goldenen Löwen 2009) war selbst Soldat der israelischen Armee und blickt mit seinem zweiten Spielfilm auch auf eigene Erfahrungen zurück. «Foxtrot» wurde bei den israelischen Filmpreisen dreizehn Mal nominiert und acht Mal ausgezeichnet, gewann im Wettbewerb der 74. Filmfestspiele von Venedig den Silbernen Löwen und wurde von Israel ins Rennen um den Oscar geschickt. «Foxtrot» ist ein philosophisches Puzzle in drei Teilen – aufrüttelndes, einnehmendes und bewegendes Kino.
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The Goddess of 1967 (2000)
Clara Law
Australien
119′
Ein junger, attraktiver Japaner sucht im Film der Hongkong-Chinesin Clara Law via Internet seinen Traumwagen, einen Citroën DS. Die Abkürzung DS machte das einstige Kultfahrzeug aus Frankreich über Jahre hinweg zur Déesse, was ins Englische übersetzt Goddess heisst, zu deutsch Göttin. Der stilbewusste Japaner findet in Australien ein besonders schönes pinkiges Exemplar mit Jahrgang 1967 und reist unverzüglich hin, um es zu kaufen. Doch statt des Mannes, mit dem er in Online-Kontakt war, trifft er auf ein 17-jähriges blindes Mädchen, das mit ihm zu einer Reise quer durch den australischen Kontinent aufbricht, von Sydney hinüber nach Lightningridge. Die fünftägige Fahrt mit der "Déesse" ist eine packend gestaltete Reise ins Innere der Familiengeschichte des Mädchens und des Wagens, eine Reise in archaisch anmutende Landschaften und Gefühlswelten. Unterwegs kommen sich der Japaner, der vom japanischen Topmodel Rikiyu Kurokawa gespielt wird, und die Australierin, die die für ihre Rolle preisgekrönte Rose Byrne grossartig verkörpert, näher. Es entwickelt sich eine zärtliche Liebesgeschichte, in der sich die beiden Jugendlichen von ihrer immer wieder aufscheinenden Vergangenheit befreien. Die Vergangenheit des Mädchens entpuppt sich als eine tragische Familiengeschichte, in der die unterschiedlichsten Beziehungsfacetten zum Vorschein kommen, eine Männerwelt auch, die sich sehr viele Freiheiten herauszunehmen beliebt. Drei Frauengenerationen sind es, in deren Geschichte Clara Law zurückreist und die für die Zeit seit den sechziger Jahren stehen und den gesellschaftlichen Wandel, der sie kennzeichnet. Die junge blinde Frau ist dabei die Tochter einer stark gläubigen Figur, die vieles ans Jenseits delegiert hat und selber als Halbwaise aufgewachsen war, mit einem Vater, der daran glaubte, dass man alles in der Natur auch künstlich herstellen könnte. Walter Ruggle
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Silent Souls - Ovsyanki
Aleksei Fedorchenko
Russland
77′
Als seine geliebte Frau Tanja stirbt, bittet Miron seinen besten Freund Aist, ihm zu helfen, sie nach der Tradition der Merja-Kultur von der Welt zu verabschieden. Die Merja sind eine alte ugurisch-finnische Gemeinschaft, deren Traditionen am Verschwinden sind. Und so fahren die beiden Männer los auf eine Reise, die sie Tausende von Kilometer durch unberührte Landschaften führt. Begleitet werden sie von zwei kleinen Vögeln in einem Käfig, und Miron teilt Aist seine intimsten Erinnerungen mit, die er aus dem Eheleben hat. An den Ufern des heiligen Sees nehmen sie endgültig Abschied von der Frau, die sie beide geliebt hatten. Eine lyrische Reise in die Schönheiten der Landschaft, den Wert von Traditionen und in die Geschichte einer Liebe. Ein atemberaubend fotografierter Ausflug in die Kunst des Erzählens, der nicht umsonst in Venedig für die beste Kameraarbeit ausgezeichnet wurde. ***************************** Von der Lust am Erzählen Es ist schon ungewöhnlich, dass eine Liebesgeschichte damit beginnt, dass die Geliebte gestorben ist und zu Grabe getragen werden soll. Der Russe Aleksei Fedorchenko erzählt eine solche Geschichte, und er macht über sie unter anderem klar, dass das Lebensende keine wirkliche Grenze für die Liebe darstellt. Tanja ist tot, ihr Mann Miron will ihren Körper nach alter Tradition dem Feuer am Flussufer übergeben, und Aist, sein bester Freund und auch ein sehr guter Freund von Tanja, soll ihm dabei helfen. Vielleicht, denkt man mitunter beim Betrachten der traumhaften Bilder von Michail Kirchman, vielleicht war das alles nur ein Traum. Aber dann erzählt uns eine Stimme von der Wirklichkeit und dem, was sich in ihr zugetragen hat. Und wir beginnen zu glauben an das, was wir sehen und was uns die Stimme erzählt. Aleksei Fedorchenko liebt das Spiel mit der Wahrnehmung und den Wirklichkeiten. Er weiss, dass er uns im Kino alles erzählen kann und dass wir, staunenden Kindern gleich, da sitzen und uns ihm und seiner Erzählung anvertrauen. Gibt es das Volk der Merja überhaupt, war eine der Fragen, die nach der Premiere in Venedig diskutiert wurde. Wen kümmert’s? Es gibt diesen Film und seine Geschichte über zwei Männer und eine Frau, über den Wert von Traditionen und ihren Verlust, über die unsterb-liche Liebe und die körperliche Lust, die selten im Kino so unspekulativ daherkommt und so sinnlich. Das hat auch damit zu tun, wie Fedorchenko mit dem Körperlichen umgeht, mit der Zärtlichkeit, mit der zwei Männer den Körper einer Frau für den letzten irdischen Akt bereitmachen oder mit dem Liebesakt, den die beiden mit zwei Frauen später erleben. Und schliesslich dreht sich alles darum, was wir erinnern, wie wir es erinnern, was wir daraus machen und wie wir es erzählen. Ist es wahr? War es das? Oder war es am Ende nur ein Traum? Ein traumhafter Film auf alle Fälle. Walter Ruggle
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The Look of Silence
Joshua Oppenheimer
Indonesien
99′
Mitten in der tropischen Landschaft Indonesiens sitzt eine ältere Frau in ihrem Garten, putzt Gemüse, füttert ihre Hühner und spricht über den Tod ihres Kindes. 1965 wurde ihr ältester Sohn Ramli als angeblicher Kommunist auf grauenvolle Weise umgebracht. Schwer verletzt rettete er sich vor seinem Tod zu ihr, aber am nächsten Morgen vollendeten die Mörder mit Macheten ihre Tat. Mehr als eine Million Menschen wurden nach dem Militärputsch in Indonesien getötet. Über die Täter, deren Verbrechen nie gesühnt wurden, drehte Joshua Oppenheimer bereits den Dokumentarfilm «The Act of Killing». Stolz, als seien sie Filmstars, stellten die Männer darin ihre Taten nach. Nun geht es um die Opfer. Gemeinsam mit Adi, Ramlis jüngerem Bruder, sucht der Regisseur die Mörder und deren Familien auf, konfrontiert sie mit ihren sadistischen Taten, fragt nach Gewissen und Verantwortung. Oppenheimer dokumentiert das Grauen eines nie aufgearbeiteten, kollektiven Verbrechens und gibt so der individuellen Trauer ihren Raum.
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Teza (2008)
Haile Gerima
Äthiopien
133′
Nachdem Anberber einige Jahre in Deutschland Medizin studiert hat, kehrt er nach Äthiopien zurück und findet das Land seiner Kindheit in Aufruhr. Sein Traum, das Gelernte in Äthiopien anzuwenden, ist durch die Junta Mengistus in Frage gestellt, weil diese die Intellektuellen für ihre politischen Ziele missbrauchen will. Erinnerungen aus der Kindheit tauchen auf, ganz besonders, nachdem Anberber nach einer weiteren Abwesenheit mit einer Verletzung heimkehrt. Eine beeindruckende Reise durch die Zeiten. Der in den USA lebende Äthiopier Haile Gerima, Filmemacher und Philosoph, erzählt in seinem Spielfilm Teza bis zu einem gewissen Grad auch seine eigene Geschichte, wenn er den jungen Anberber seine Heimat verlassen lässt, um in Europa zu studieren. Für Gerima waren es die USA, aber das Unterwegssein, das Heimkehren, das Fremdsein hüben wie drüben, das kennt er selber bestens. Aus den USA heraus lässt sich ein kompromissloser Film wie dieser nicht finanzieren, also stützte sich Gerima auf einen deutschen Produzenten und siedelte einen Teil der Geschichte in Deutschland an. Das Land der Fremde kann an vielen Orten sein. In Teza betrachtet Haile Germia am Schicksal von Anberber die jüngere Geschichte seiner Heimat aber auch das menschliche Drama, das sich in dieser Geschichte abspielt. Der Film vereint die Erfahrungen einer ganzen Generation, in der viele Hoffnungen zerstört worden waren. Äthiopien durchlebte nach der Regierung von Haile Selassie in den 1970er Jahren eine äusserst turbulente Phase, in der Fundamentalismus mit kommunistischer Eti-kette das Land terrorisierte und verfolgt wur-de, wer nicht linientreu nickte. Teza führt uns in Rückblenden in verschiedene Zeiten im Leben seiner Hauptfigur vor Augen, wie leicht der Mensch von Ideologen vergessen wird, wie sich Mechanismen wiederholen, wie rasch einer fremd sein kann in seiner eigenen Um-gebung und wie schwierig der Alltag in einem von Vorurteilen geprägten Umfeld ist, egal wo auf der Welt. Eingebettet in archaische Landschaften Äthiopiens klammert Haile Gerima den Schmerz nicht aus, den die Menschen da durchlebt haben. Die grosse Geschichte kümmert sich nicht um die kleinen (Lebens)-Ge-schichten, aber sie sind das, was wir alle durchleben. Einer der eindrücklichsten Filme aus Afrika und ein Film auch über Europa. Walter Ruggle
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Daratt (2006)
Mahamat-Saleh Haroun
Tschad
92′
Die Regierung im Tschad hat eine allgemeine Amnestie erlassen, um den Teufelskreis der Gewalt zu stoppen. Der 16-jährige Atim erhält von seinem Grossvater einen Revolver, damit er den Mann töten kann, der seinen Vater getötet hat. Atim verlässt sein Dorf und geht in die Hauptstadt N'Djamena auf der Suche nach einem Mann, den er nicht kennt. Er findet eine respektierte und Respekt gebietende Persönlichkeit, die eine kleine Bäckerei führt, und er beginnt für den Mann zu arbeiten. Atim lernt Brot zu backen, und langsam entwickelt sich eine eigenartige Beziehung zwischen den beiden. Der Ältere würde den Jüngeren sogar gern als Sohn adoptieren – er kennt den Anlass seines Besuches nicht. Gleichzeitig aber umkreisen die beiden einander, der eine unsicher darüber, ob er Rache nehmen soll, der andere dabei, sich selbst fast aufzugeben angesichts der Konkurrenz durch eine Grossbäckerei. Wie die früheren Arbeiten von Mahamat-Saleh Haroun ist «Daratt» vermeintlich einfaches Geschichtenerzählen. In der Einfachheit der Erzählung aber ruhen ihr Reichtum und ihre Relevanz für unsere Zeit. Der Film greift dieselbe Frage auf, die schon Mozart, der Haroun inspiriert hat, in «La clemenza di Tito» stellte: Sind Vergebung und Versöhnung in einem durch Krieg erschütterten Jahrhundert überhaupt möglich? Überall auf der Welt, vor allem aber in Afrika, ist diese Frage von vorrangiger Bedeutung.
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Kosh ba Kosh (1990)
Bachtiar Chudonasarow
Tadschikistan
92′
Mira, eine junge Frau aus Russland, kommt nach Duschanbe, der Hauptstadt von Tadschikistan, um ihren Vater zu besuchen, einen Spieler, der oft verliert und schliesslich sogar Mira an einen alten Mann verspielt. Doch Daler, ein junger Mitspieler, verliebt sich in Mira und entführt sie ganz einfach in seine ziemlich schräge Welt. Daler ist nämlich Chef der örtlichen, durch und durch vergammelten Luftseilbahn. Seine verblichenen gelben Kabinen taugen für jede Fracht: Touristinnen und Touristen genauso wie für Heu, Bierkisten, Diebesgut und sogar als Liebeslaube für luftige Schäferstündchen. Für Mira arrangiert Daler ein romantisches Picknick, schwebend zwischen Himmel und Erde. Und so beginnt auch schon die Liebesgeschichte von Mira und Daler. Wenn der Film endet (nicht aber die Liebe), wird Mira eine fremde, manchmal auch exotische Welt kennengelernt haben. Sie wird einen Bürgerkrieg gesehen haben. Sie wird ihren Vater in den Tod begleitet haben und Daler auf dem Weg in ein neues Leben. Walter Ruggle
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Ex Libris – The New York Public Library
Frederick Wiseman
USA
197′
Mit über 51 Millionen Medien ist die New York Public Library eine der grössten Bibliotheken der Welt. Doch das 1911 eröffnete Haus ist mehr als ein altehrwürdiges Archiv des Wissens, Sammelns und Bewahrens von Informationen – an diesem Ort der Begegnung laufen die verschiedensten gesellschaftlichen Stränge zusammen. Er dient als Plattform für politische Diskussionen, als Obhut für Kinder aus mittellosen Schulen oder als Treffpunkt der gegenseitigen Hilfe zur Selbsthilfe. Dokumentarfilm-Legende Frederick Wiseman ist mit seiner Kamera tief in den Kosmos der New York Public Library eingedrungen und hat einen Ort entdeckt, an dem Demokratie gelebt wird. Hier, zwischen Bücherstapeln und Monitoren, kann jeder sein Recht auf Bildung wahrnehmen und sich mit Anderen austauschen. Frederick Wiseman, 1930 geboren, ist ein Altmeister des dokumentarischen Arbeitens. Er sagt: «Die Public Library von New York ist eine der wichtigsten kulturellen Institutionen von New York aufgrund des schieren Umfangs ihrer Archive, Büchersammlungen und Sammlungen zu Film, Theater, Tanz und Kunst. Der Hauptsitz und die 92 Zweigstellen in Manhattan, der Bronx und auf Staten Island sind über die herkömmliche Bibliotheksarbeit hinaus zu Gemeinde- und Bildungszentren geworden, die Vorträge und Kurse aller Art anbieten: Business, Programmieren, Sprachen, Nachmittagsschulangebote und Erwachsenenbildung. Ob als Bühne für Slampoeten oder Zuflucht für Obdachlose – die Bibliothek ist die denkbar demokratischste Institution. Alle sind willkommen und alle Rassen, Ethnien und gesellschaftlichen Klassen nehmen aktiv am Leben der Bibliothek teil.»
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The Man Who Sold His Skin
Kaouther Ben Hania
Tunesien
103′
Sam ist ein ebenso sensibler wie impulsiver junger Mann, der aus Syrien in den Libanon geflohen ist und zu seiner Geliebten Abeer nach Brüssel reisen möchte. Nur wie? Der renommierte Künstler Jeffrey Godefroy will ihm helfen, indem er ein lebendes Kunstwerk aus Sam macht und so über die Grenzen bringt. Man könnte sagen: Zynischer lässt sich die Gegenwart nicht zuspitzen, aber die Tunesierin Kaouther Ben Hania, die uns diese Geschichte bravourös inszeniert erzählt, hat diese nicht ganz erfunden. Es gibt den realen Fall, der dem Film vom Mann, der seine Haut verkauft, zugrunde liegt. 2006 hat der Belgier Wim Delvoye dem Schweizer Tatoostudiomann Tim Steiner den Rücken in ein grosses Bild verwandelt und für 240’000 Franken an einen Sammler verkauft. So kam Steiner als Objekt in die Museen der Welt. Ben Hania hat schon in früheren Filmen wie ihrem Mockumentary «Le challat de Tunis» bewiesen, wie spannend es sein kann, mit Fakten zu spielen, sie zu fiktionalisieren, um umso scharfsinniger zum Kern vorzudringen. Hier bringt sie das Schicksal eines Flüchtlings mit dem Wesen der Kunstwelt zusammen und entblösst im ureigensten Sinn die Käuflichkeit der Welt. Wer seine Haut opfert, kann ans Ziel gelangen. Eine wuchtige Satire.
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Die Ewigkeit und ein Tag (1998)
Theo Angelopoulos
Griechenland
133′
Zum ersten Mal seit «Die Tage von 36» (1973) scheint in einem Spielfilm des Griechen Theo Angelopoulos wieder die Sonne. Sie erinnert in «Die Ewigkeit und ein Tag» umso intensiver an die Zeit des Glücks, die Jahre zurückliegt. Alexander nimmt Abschied. Der von Bruno Ganz über verschiedene Zeiten hinweg so gegenwärtig verkörperte Poet aus Saloniki hat noch einen Tag in dieser Welt vor sich. Und die Ewigkeit - wo auch immer. Angesichts des Todes wird dem Schriftsteller das Unvollendete an der menschlichen Existenz so richtig bewusst. Und die Flüchtigkeit der Zeit. «Alles ist so schnell gegangen», stellt Alexander fest. Sie «hätte diesen Moment anhalten sollen wie man einen Schmetterling im Fliegen anhalten möchte», liest er in einem Brief seiner vor drei Jahren verstorbenen Frau. Jetzt besucht er noch einmal die Tochter, die Mutter und die Haushälterin. Jetzt nimmt er Abschied von Orten voller Erinnerungen und vom Gefühl, die Liebe im Leben verpasst zu haben beim Versuch, dem Leben in der Poesie näher zu kommen. Walter Ruggle
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El nido vacio (2008)
Daniel Burman
Argentinien
87′
In seinem neusten Film erzählt der Argentinier Daniel Burman von einem Moment, der das Leben aller Eltern mit erwachsen werdenden Kindern prägt. Es ist die Zeit, in der die Kinder ausfliegen, das Nest verlassen. «El nido vacío», das verlassene Nest eben, ergründet den Moment der Leere, wenn die Kinder gross geworden sind und selbstständig, wenn sie das erreicht haben, was ihnen die Eltern ja über die Jahre ihrer Kindheit hinweg wünschten. Das alltägliche familiäre Chaos endet - was folgt? In «El nido vacío» ist es Leonardo, ein erfolgreicher Schriftsteller, der sich mit seiner Frau eines Tages in dieser Situation vorfindet. Was stellt man sich vor? Was ist wirklich? Ein ebenso sanfter wie klug gebauter Film rund um die Familie, die Träume und Ängste auch, um Hoffnungen und Ahnungen. Ein weiteres starkes Stück von Daniel Burman, der mit «Esperando al Mesías» (2000) und «El abrazo partido» (2004) aufgefallen war und eine der herausragenden Figuren im jungen argentinischen Kino ist , grossartig in Szene gebracht und überraschend. Mit Almodovar-Schauspielerin Cecilia Roth und Oscar Martínez, der am Festival von San Sebastian für die Darstellung des Vaters ausgezeichnet wurde, genauso wie Kameramann Hugo Colace, der es schafft, die Kamera zu einer eigenständigen Figur werden zu lassen.
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The Angels' Share
Ken Loach
Vereinigtes Königreich
101′
Robbie wird zu gemeinnütziger Arbeit verdonnert und trifft dabei nicht nur auf drei Gleichgesinnte, sondern auch auf eine neue Leidenschaft: den teuersten und besten Malt Whisky der Welt. Um sich und seiner jungen Familie eine Zukunft zu ermöglichen, lässt er sich bald auf einen ausserordentlichen Coup ein: Irgendwo in den schottischen Highlands soll noch ein Fässchen dieses sagenhaft kostbarsten Whiskys existieren. Schon drei, vier Flaschen könnten ihm und seinen Freunden eine sorgenfreie Zukunft bescheren. Oder aber einige Jahre hinter Gittern. Fast 30 Filme hatte Ken Loach vor «Angel's Share» gedreht – und kaum je hat er sich so lebensbejahend gezeigt wie hier: Mit dem Publikums- und Juryliebling (Preis der Jury) des Filmfestivals Cannes, zaubert die britische Regielegende die nach wie vor warmherzigste Komödie seiner Karriere auf die Leinwand. Das ist ein Film mit authentischen Figuren, treffenden Dialogen und einigen der lustigsten Pointen, die Drehbuchautor Paul Laverty je geschrieben hat.
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Zama
Lucrecia Martel
Argentinien
114′
Don Diego de Zama ist ein untergebener Beamter der spanischen Krone in einer fernen Kolonie in Lateinamerika. Jedes Jahr hofft er auf seine Versetzung, die ihn näher zu seiner Familie bringt. Doch der Befehl kommt nicht. Die argentinische Regisseurin Lucrecia Martel meldet sich zurück mit der Adaption eines meisterlichen Romans aus der lateinamerikanischen Literatur. In der Erzählung von Lucrecia Martel gibt es keine wirkliche Linearität, vielmehr ist es eine Abfolge verschiedener Szenen, die den Helden Don Diego de Zama beschreiben. Der dient dem König von Spanien, und er tut dies ohne grosse Eile oder Kompetenz. Er verbringt seine Tage vor allem damit, die Frauen um ihn herum zu belauern, egal ob Sklavin oder Gräfin. Er beobachtet sie in der Hoffnung, ihren Blick einzufangen, was allerdings nie eintrifft, es sei denn ein ironischer Blick, wie derjenige der spanischen Gräfin, oder selbst ein verächtlicher Blick von den jungen Sklavinnen, die sich über ihn lustig machen. Die Gouverneure kommen und gehen, aber das so stark ersehnte königliche Schreiben, das seine Versetzung ankündigen soll, kommt nicht. Des Wartens überdrüssig meldet sich Zama freiwillig zur Jagd nach dem gefürchteten Banditen Vicuña Porto. Zama soll nicht als historischer Film betrachtet werden. Lucrecia Martel steht dazu: Sie hat sich Freiheiten gegenüber der Geschichte erlaubt. Und dies ohne Gewissensbisse, denn diese wurde von weissen Männern geschrieben, die den Eingeborenen jegliche Qualitäten aberkannten - und auch den Frauen. Die Regisseurin schafft eine dystopische Welt, die gut die Atmosphäre der spanischen Kolonien im Lateinamerika des 18. Jahrhunderts wiedergibt, wo die Männer Mühe haben, ihre europäische Identität zu bewahren, welche ihr letzter Stolz bleibt, wenn alles andere in Verwahrlosung versinkt. Zama ist eine phänomenale malerische Symphonie, für die der portugiesische Kameramann Rui Poças aus jeder Szene ein Gemälde gestaltet hat mit seiner Auswahl an Farben und Cadres, die Gesten und Blicke mit einer verblüffenden Nähe festhalten. Die Tonspur wird vom selben fantastischen Geist getragen, indem sie eine reissende Tonart und mysteriöse Geräuschkulissen findet. Zama verlangt vom Zuschauenden, sich mittragen zu lassen, damit die Erfahrung unvergesslich wird. Martial Knaebel
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Nuestro Tiempo
Carlos Reygadas
Mexico
177′
Ester und Juan sind ein Paar, das eine glückliche und offene Beziehung führt. Sie leben auf einer Ranch, auf der Kampfstiere gezüchtet werden, Ester managt die Farm, während sich Juan, ein international renommierter Dichter, um die Zucht kümmert. Doch dann lernt Ester einen anderen Mann kennen. Und Juan weiss nicht, wie er damit umgehen soll.
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Ab 19. September 2024
Max und die Wilde 7: Die Geister-Oma
Winfried Oelsner
Deutschland
93′
In der Seniorenresidenz Burg Geroldseck hat der 10-jährige Max endlich richtige, aber alles andere als stinknormale Freunde gefunden: Die abenteuerlustigen Rentner Vera, Horst und Kilian von Tisch Nr. 7 sind immer für ihn da. Nur mit den Gleichaltrigen klappt es nicht so richtig. In der neuen Klasse wird er gemobbt und zu allem Überfluss schliesst ihn Sportlehrer Ströhle aus dem Fussballteam aus. Horst will helfen und fordert Ströhle zu einem Duell heraus: Max und die alten Knacker gegen die Schulmannschaft. Wie soll das gut gehen? Dann beginnt es in der alten Ritterburg auch noch zu spuken. Wird es Max und der Wilden 7 gelingen, das Fussballspiel für sich zu entscheiden und den Fall um die mysteriöse Geister-Oma zu lösen? Im neuen Kinoabenteuer von Winfried Oelsner basierend auf der erfolgreichen gleichnamigen Kinderbuchreihe wird es nicht nur spannend, sondern auch gruselig! Die ungewöhnlichste Detektivbande der Welt stürzt sich in einen Kriminalfall und lernt dabei, dass Mut und Zusammenhalt alle Herausforderungen überwinden können. Egal, wie alt man ist. Neben den Jungdarstellern begeistern Uschi Glas, Günther Maria Halmer und Thomas Thieme als kauzige Rentnertruppe mit viel Sportgeist und Witz!
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Ab 19. September 2024
Il Colibrì
Francesca Archibugi
Italien
127′
Dies ist die Geschichte von Marco Carrera, genannt «der Kolibri». Anfangs der 1970er-Jahre trifft er als Jugendlicher während eines Urlaubs am Meer zum ersten Mal auf Luisa Lattes. Die beiden werden nie ein Paar, doch erlöschen wird ihre Liebe nie wieder. Der sanftmütige Marco heiratet später, lebt mit seiner Frau und einer Tochter in Rom. Fatale Zufälle und Verluste prägen sein bewegtes Leben – und er muss lernen, mit Unerwartetem und grossen Veränderungen umzugehen. Auf raffinierte Weise erzählt «Il Colibrì» vom Schicksal eines sensiblen Mannes, von familiärem Unglück, der Kraft von Erinnerungen und von einer grossen, unverbrüchlichen Liebe. Gekonnt pendelt der Film zwischen verschiedenen Zeitebenen, beginnend in den 1970er-Jahren bis in die nahe Gegenwart. «Il Colibrì» basiert auf dem gleichnamigen, prämierten Roman von Sandro Veronesi. Die italienische Regisseurin Francesca Archibugi hat ein grossartiges Schauspiel-Ensemble vor der Kamera versammelt, darunter Pierfrancesco Favino, Nanni Moretti und Bérénice Bejo. Entstanden ist eine unkonventionelle, entwaffnende und zutiefst berührende Familiengeschichte.
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Ab 20. September 2024
The Monk and the Gun
Pawo Choyning Dorji
Bhutan
107′
Im Jahr 2006 hält die Modernisierung Einzug im Königreich Bhutan: Als letztes Land der Erde erhält Bhutan Zugang zu Fernsehen und Internet. Doch die grösste Veränderung steht noch bevor: Die Einführung der Demokratie. Nach seinem Oscar-nominierten Spielfilmdebüt Lunana liefert Pawo Choyning Dorji mit The Monk and the Gun eine witzige und warmherzige Politsatire mit überraschenden Wendungen.
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Ab 7. Oktober 2024
La Passagère
Héloïse Pelloquet
Frankreich
94′
Chiara lebt auf einer Insel an der Atlantikküste, wo ihr Mann Antoine aufgewachsen ist. Sie sind ein glückliches und verliebtes Paar. Sie hat Antoines Beruf, das Fischen, erlernt und arbeitet seit 20 Jahren an seiner Seite. Die Ankunft von Maxence, einem neuen Lehrling, bringt ihr Gleichgewicht und Chiaras Gewissheiten ins Wanken... Im eindringlichen Erstlingswerk von Héloïse Pelloquet wird die grosse Leidenschaft einer Fischerin für ihren Mann und für ihren Beruf plötzlich in Frage gestellt. Mit einer überwältigenden Cécile de France.
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Ab 17. Oktober 2024
Antarctica Calling
Luc Jacquet
Frankreich
83′
Die wenigen tausend Kilometer, die Patagonien vom Südpol trennen, sind für Entdecker eine faszinierende und hypnotische Reise. Der Regisseur von «Die Reise der Pinguine», Luc Jacquet, macht diese Erfahrung seit 30 Jahren. Diesmal kehrt er für ein visuell beeindruckendes Abenteuer zurück und bietet uns Bilder, die man mit Worten nicht vermitteln kann. Fast wie eine letzte Reise zu einem verschwindenden Kontinent und seinen Bewohnern.
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Ab 29. Oktober 2024
Wir waren Kumpel
Christian Johannes Koch und Jonas Matauschek
Schweiz
101′
Schwarzer Staub, schrille Metallgeräusche, dunkle Tunnel, starke Arbeiter – das ist Vergangenheit. Ende 2018 wurde die flächendeckende Steinkohleförderung in Deutschland eingestellt. Im selben Jahr wurden die Stimmen der aufstrebenden Klimaprotestbewegung Fridays for Future lauter. Vor dem Hintergrund dieser medialen und gesellschaftspolitischen Ereignisse folgt der Film fünf Bergleuten auf ihrer tragisch-humorvollen und herzerwärmenden Suche nach einer neuen Rolle im Leben.
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