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Lazzaro Felice

Alice Rohrwacher, Italien, 2018

Der gutmütige Lazzaro lebt als Knecht auf einem italienischen Bauernhof und kümmert sich um alles, was so anfällt, egal ob es Haus oder Hof betrifft. Ihm erscheint es ganz normal, dass er von der Familie ausgenutzt wird, so wie diese sich auch nicht darüber wundert, dass alle Familienmitglieder Leibeigene der Marquesa Alfonsina de Luna sind und ihrerseits von dieser ausgebeutet werden. Doch sie irren, denn die Zeit der Leibeigenschaft ist schon lange vorbei, und als sie diesen Irrtum aufdecken, muss sich die Sippe plötzlich in der Moderne zurechtfinden. Aber so ganz anders sind die Strukturen der Gesellschaft auch in diesen fortschrittlicheren Zeiten nicht. Unterdessen lernt Lazzaro den gleichaltrigen Tancredi kennen, den Sohn der Marquesa Alfonsina de Luna. Zwischen den beiden gegensätzlichen jungen Männern entwickelt sich langsam eine zarte Freundschaft in diesem sanft bezaubernden Film von Alice Rohrwacher. Noch ist Italien nicht ganz verloren.
Der gutmütige Lazzaro lebt als Knecht auf einem italienischen Bauernhof und kümmert sich um alles, was so anfällt, egal ob es Haus oder Hof betrifft. Ihm erscheint es ganz normal, dass er von der Familie ausgenutzt wird, so wie diese sich auch nicht darüber wundert, dass alle Familienmitglieder Leibeigene der Marquesa Alfonsina de Luna sind und ihrerseits von dieser ausgebeutet werden. Doch sie irren, denn die Zeit der Leibeigenschaft ist schon lange vorbei, und als sie diesen Irrtum aufdecken, muss sich die Sippe plötzlich in der Moderne zurechtfinden. Aber so ganz anders sind die Strukturen der Gesellschaft auch in diesen fortschrittlicheren Zeiten nicht. Unterdessen lernt Lazzaro den gleichaltrigen Tancredi kennen, den Sohn der Marquesa Alfonsina de Luna. Zwischen den beiden gegensätzlichen jungen Männern entwickelt sich langsam eine zarte Freundschaft in diesem sanft bezaubernden Film von Alice Rohrwacher. Noch ist Italien nicht ganz verloren.
Dauer
127 Minuten
Sprache
OV Italienisch
Untertitel
Deutsch, Französisch
Video-Qualität
1080p
Verfügbarkeit
Schweiz, Liechtenstein
La chimera
Alice Rohrwacher
Italien
133′
Jeder jagt seinen eigenen Hirngespinsten und Visionen nach, keiner vermag sie wirklich je zu fassen. Für die einen ist es der Traum vom einfach verdienten, schnellen Geld, für die anderen die Suche nach der vollkommenen Liebe. Bei seiner Rückkehr in eine kleine italienische Stadt am Tyrrhenischen Meer trifft Arthur (Josh O’Connor) seine unglückselige Bande von Grabräubern wieder: Diebe von etruskischen Kunstgegenständen und archäologischen Wundern. Arthur hat eine Gabe, die er in den Dienst der Bande stellt: Er spürt die Leere. Die Leere der Erde, in der die Überreste einer vergangenen Welt verborgen sind. Es ist dieselbe Leere, die die Erinnerung an seine verlorene Liebe, Beniamina, in ihm hinterlassen hat. Auf einer abenteuerlichen Reise zwischen den Lebenden und den Toten, zwischen Wäldern und Städten, zwischen Festen und Einsamkeit entfalten sich miteinander verwobene Schicksale... Alice Rohrwacher («Lazzaro Felice») entführt uns auf eine wundervoll ins Bild gesetzte, fantasievolle Ballade, die in der Vergangenheit Italiens spielt.
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La Pazza gioia
Paolo Virzi
Italien
115′
Beatrice Morandini Valdirana ist so flatterhaft wie einnehmend, kommt aus gutem Hause und redet gerne viel. Donatella Morelli ist in sich gekehrt, zerbrechlich, hat auffällige Tattoos und ein undurchschaubares Geheimnis. Beide halten sich nicht ganz freiwillig in der alternativen Therapie-Einrichtung «Villa Biondi» in der Toskana auf. Trotz ihrer Unterschiedlichkeit wächst zwischen den zwei Frauen eine Freundschaft. Eines Tages hauen sie fast schon ungewollt aus der Villa ab – und so beginnt eine verrückte, atemlose Reise… Der italienische Regisseur Paolo Virzì erzählt in «La Pazza Gioia» auf heitere Art und mit herzerfrischendem Humor von einer berührenden Frauenfreundschaft. Dabei versteht Virzì es, gekonnt subtile gesellschaftskritische Töne in die Story einzuweben. Valeria Bruni Tedeschi begeistert als Beatrice, die sich bedenkenlos in jedes Abenteuer stürzt. An ihrer Seite überzeugt die wunderbare, ausdrucksstarke Micaela Ramazzotti als Donatella. «La Pazza Gioia», Gewinner von fünf italienischen Kritikerpreisen, ist ein an «Thelma & Louise» erinnerndes, packendes Roadmovie voller ansteckender Energie.
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Favolacce
Damiano D'Innocenzo und Fabio D'Innocenzo
Italien
99′
Sengende Hitze, eine Reihenhaussiedlung im Speckgürtel von Rom. Die sommerliche Leichtigkeit ist von einer rätselhaften Stimmung der Beklommenheit durchzogen. Hier lebt so manche Familie, die nirgendwo dazugehört in ihrer immergleichen Routine. Da und dort blitzt Angst vor dem sozialen Abstieg auf, manche Eltern sind frustriert, da das Leben, dass sie sich erhofft haben, für sie unerreichbar ist. Doch schliesslich werden es die Kinder sein, die den Ort in seinen Grundfesten erschüttern. Die Brüder Fabio und Damiano D’Innocenzo haben ihre Kindheit in einem Vorort von Rom verbracht. Sie produzierten Videoclips, Fernsehfilme, ein Theaterstück. Bereits ihr erster Spielfilm «La terra dell’abbastanza» (2018) wurde ausgezeichnet. In ihrem neuen Film «Favolacce» erzählen die beiden von Frauen, Männern und Kindern, die allzu früh erleben, wie ihre Träume und Hoffnungen auf der Strecke bleiben. Ein emotional wuchtiger, herausragend gespielter und emotional mitreissender Film. Berlinale 2020: Silberner Bär - Bestes Drehbuch
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Tre piani
Nanni Moretti
Italien
120′
Der Sohn eines Richterpaares verliert angetrunken die Kontrolle über sein Auto, baut einen Unfall und hofft auf die Unterstützung seiner Eltern, um nicht verurteilt zu werden. Die Mutter eines kleinen Kindes, deren Mann oft beruflich im Ausland ist, fühlt sich einsam und durch Visionen eines schwarzen Vogels beunruhigt. Ein junger Familienvater hegt gegenüber einem älteren Nachbarn einen schrecklichen Verdacht. Sie alle leben im selben Haus in Rom. Während die Männer in ihrem Eigensinn gefangen sind, versuchen die Frauen, ihre Leben voller familiärer Brüche zu kitten – und die verloren geglaubte Liebe wiederzufinden und weiterzugeben. Es sind elementare Fragen, um die das neuste Werk des italienischen Kultregisseurs Nanni Moretti (Caro diario, La Stanza del Figlio) basierend auf einem Roman des israelischen Autors Eshkol Nevo kreist. Italien heute, unerwartet die Wendungen, herausragend die SchauspielerInnen. Le Temps schrieb: «Eine emotionale filmische Reise von einer Dichte, wie sie nur grosse Regisseure zu schaffen verstehen.»
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Emma
Silvio Soldini
Italien
117′
Teo ist stets auf der Flucht – vor seiner Vergangenheit, seiner Familie, vor emotionaler Nähe. Trotz seiner Freundin, mit der er bald zusammenziehen wird, einer Geliebten und romantischen Abenteuern, fühlt er sich am wohlsten in seiner Junggesellenwohnung, zusammen mit dem Staubsaugerroboter. Das Einzige, was er wirklich leidenschaftlich liebt, ist sein Job als kreativer Kopf bei einer Werbeagentur. Die Osteopathin Emma ist seit dem sechzehnten Lebensjahr blind. Aber sie ist eine Kämpferin, mutig, unabhängig und mit sich selbst im Reinen. Frisch von ihrem Ehemann getrennt, ist sie offen für die Liebelei mit einem Charmeur. Und ehe sich Teo versieht, wird er in Emmas Bann gezogen. Sie zeigt ihm eine sinnliche Welt, die dem Sehenden für gewöhnlich verborgen bleibt. Der italienisch-schweizerische Regisseur Silvio Soldini, der mit «Pane e tulipani» internationale Bekanntheit erlangte, zeigt einmal mehr sein Gespür dafür, die magischen Momente einer aufkeimenden Liebe einzufangen. Mit diesem Spielfilm begeisterte er das Publikum an den Filmfestspielen Venedig sowie am Filmfestival São Paulo, am Zurich Film Festival und an den Solothurner Filmtagen. «Emma – Die geheimen Farben der Liebe» ist berührend, charmant und inspirierend.
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C'eravamo tanto amati (1974)
Ettore Scola
Italien
120′
Das ist eine der schönsten Liebeserklärungen ans Kino und eine an die Italianità, ans Leben und ans Lieben. Nino Manfredi, Vittorio Gassman, Stefano Satta Flores und Stefania Sandrelli spielen die Hauptrollen in dieser Reise durch Italiens Geschichte des dritten Viertels des 20. Jahrhunderts. Figuren wie Vittorio De Sica, Federico Fellini und Marcello Mastroianni treten als sie selber auf, die beiden letzteren bei den nachgestellten Dreharbeiten zu "La dolce vita" am Trevibrunnen in Rom mit jener unvergesslichen Szene, in der die Anita Ekberg ins Wasser steigt. Wir folgen in Ettore Scolas filmischer Perle dem Lebensweg dreier Freunde im Italien der Nachkriegsjahrzehnte und erleben, wie Menschen sich über die Zeit hinweg entwickeln können. Der Film blendet aus der Zeit seiner Entstehung zurück in die Zeit der Resistanza, um kaleidoskopartig unter anderem die Geschichte der italienischen Linken zwischen Utopie und Anpassung zu entfalten und über eine der Figuren auch die Geschichte des italienischen Kinos. "C'eravamo tanto amati" (Wir haben uns so sehr geliebt) ist ein Film, der ans Herz geht und der uns gleichzeitig ein Land und seine Menschen über eine lebensnahe Erzählung nahe bringt. Eine schwungvolle, unterhaltsame, elegante Tragikomödie, die ihren bitteren Tenor mit satirischen Zwischentönen ausbalanciert. Walter Ruggle
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Ella & John – das Leuchten der Erinnerung
Paolo Virzi
Italien
111′
Ella und John sind weg. Statt sich mit ihrer Zukunft zu befassen sind sie einfach mit ihrem alten Wohnmobil losgefahren. Ihre erwachsenen Kinder sind so verärgert wie besorgt und versuchen, die beiden zu finden. Doch John, bei dem sich zunehmend Gedächtnislücken bemerkbar machen, und die lebenspraktische Ella sind auf einer Reise, deren Ziel nur sie selber kennen: die US-Ostküste hinunter, bis zum Hemingway-Haus in Key West. Nachts sehen sich Ella und John, die seit 50 Jahren verheiratet sind, mit einem Diaprojektor Fotos aus ihrem Leben an – dabei sind es nicht nur ihre Erinnerungen, die leuchten, es ist auch ihre unerschütterliche Liebe füreinander… Ella und John wachsen einem sofort ans Herz – auch dank der beiden oscarprämierten Schauspiel-Stars Helen Mirren und Donald Sutherland: Sie spielen das Paar auf seiner Reise Richtung Selbstbestimmung glaubwürdig und ausdrucksstark. Der italienische Regisseur Paolo Virzì hat sich mit «La pazza gioia» und «Il capitale umano» international einen Namen gemacht. In seinem neuen Film versteht es er es wiederum meisterlich, ernste Themen in eine Geschichte voller Leichtigkeit und feinem Humor zu verpacken. «Ella & John» basiert auf einem Roman von Michael Zadoorian und ist wie das Leben selbst: voller intensiver Momente – mal traurig und wehmütig, dann wieder lustig und voller Lebensfreude.
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Figlia mia
Laura Bispuri
Italien
97′
Die zehnjährige Vittoria wächst in einem vom Tourismus unberührten sardischen Dorf auf. Eines Tages trifft sie bei einem Rodeo die ungestüme Angelica, die so ganz anders ist als ihre fürsorgliche Mutter Tina. Vittoria ahnt nicht, dass die beiden Frauen ein Geheimnis verbindet. Seit langer Zeit schon besucht Tina Angelica auf ihrem heruntergekommenen Hof, wo sie mit einigen alten Pferden und einem treuen Hund in den Tag hineinlebt. Tina ist nicht wohl dabei, dass Angelica und ihre Tochter Vittoria sich näher kennenlernen. Das Mädchen ist fasziniert von dieser Frau, die vor nichts Angst hat, ihre eigenen Wege geht und mit der sie die Insel neu entdeckt. Wie schon in ihrem Regiedebüt «Vergine giurata» begleitet Laura Bispuri eine Heldin, die sich mit ganz unterschiedlichen Vorbildern konfrontiert sieht, diese imitiert und hinterfragt und sich dabei ihrer selbst bewusst wird. Das warme Licht des sardischen Sommers begleitet Vittoria bei ihrer aufwühlen den Expedition. Mit Valeria Golino als Tina und Alba Rohrwacher als Angelica.
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Il comandante e la cicogna
Silvio Soldini
Italien
109′
Leo, ein alleinerziehender Klempner, und Diana, eine junge Künstlerin mit vielen Ideen und wenig Geld, begegnen sich eines Tages in einem Anwaltsbüro. Verschiedene Personen kreuzen ihren Weg: Elia, ein junger Schulversager, der heimlich einen Storch betreut und futtert; Amanzio, der seinen Job aufgegeben hat, um als städtischer Einsiedler zu leben; Leos verstorbene Frau Teresa, die ihn jede Nacht besucht, um sich mit ihm zu unterhalten; ein Chinese namens Fiorenzo, ein Pantoffelfabrikant sowie ein mysteriöser Privatdetektiv. In der Zwischenzeit verlieben Diana und Leo sich ineinander. Es ist eine wahre Freude, ihnen allen zuzuschauen und zu erleben, wie der Alltag so mit ihnen spielt - und sie mit ihm. Silvio Soldini (Pane e tulipani) verwebt verschiedene Geschichten, lässt sie geschickt zusammenlaufen. Das ist eine intelligente und erfrischende italienische Liebeskomödie, wie sie einmal, lang ist‘s her, Tradition hatte. Da beginnen selbst Statuen in Mailand zu sinnieren, angesichts der aktuellen Lage bei unserem südlichen Nachbarn erst recht.
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Youth
Paolo Sorrentino
Italien
119′
Der britische Komponist Fred Ballinger (Michael Caine) verbringt mit seinem alten Freund, dem Regisseur Mick Boyle (Harvey Keitel), ein paar Tage in einem Wellness-Hotel in den Schweizer Alpen. Die beiden sinnieren über das Leben, derweil sie mit grosser Neugier das Streben von Micks enthusiastischem Autorenpool und das verwirrende Treiben der illustren Gesellschaft um sie herum beobachten – darunter etwa Jane Fonda als wunderbar zickige Brenda Morel, Paul Dano als junger Schauspieler und Rachel Weisz als Freds schöne Tochter und Assistentin Lena. Während Mick noch voller Tatendrang steckt – er arbeitet gerade am Drehbuch für sein jüngstes Werk – möchte Fred in Frieden seinen Ruhestand geniessen und seine Musikkarriere hinter sich lassen. Doch da gibt es eine eminente Persönlichkeit, die ihn unbedingt nochmals als Dirigent erleben möchte. Paolo Sorrentino wurde für LA GRANDE BELLEZZA nicht nur mit dem OSCAR für den «Besten fremdsprachigen Film» geehrt, er habe mit diesem Werk gar Federico Fellinis Erbe angetreten, hiess es. Mit YOUTH hat Sorrentino nun in seiner eigenen charakteristischen Handschrift eine Hommage auf 8 ½ geschaffen: Ein opulenter, melancholischer, parodistischer und manchmal gar selbstironischer Bilderbogen mit brillanter Starbesetzung!
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Il Giardino del Re
Silvio Soldini
Italien
116′
Die erfolgreiche Wirtschaftsanwältin Camilla arbeitet in der unterkühlt-emotionslosen Welt der multinationalen Hochfinanz in Mailand. Sie geht völlig auf in ihrem Job. So bleibt kaum Zeit für die Beziehung zu ihrem Liebhaber und für ihre rebellische 19-jährige Tochter. In einer regnerischen Nacht gerät Camille in einen Unfall, bei dem ein junger Mann ums Leben kommt. Er hat keine Papiere bei sich. Wer war er? Weshalb kennt ihn niemand? Sie beginnt nachzuforschen, Spuren des Sans-Papiers zu suchen. Der Unfall, für den sie sich mitverantwortlich fühlt, lässt sie nicht mehr los – in dieser Nacht hat sich ein seelischer Riss in ihr aufgetan, alte Erinnerungen und tief verborgene Gefühle bahnen sich unaufhaltsam ihren Weg. Silvio Soldini ist mit Filmen wie «Pane e Tulipani» oder «Cosa voglio di più» bekannt geworden. Lautes und Schrilles sind ihn fremd, er setzt auf genaue Beobachtungen, Gesten, Blicke und schafft gerade damit eine starke Atmosphäre mit einem ausgeprägten Flair für facettenreiche Frauenfiguren, Erinnerung, Identität, Schicksal und Entfremdung.
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Il Traditore - Der Verräter
Marco Bellocchio
Italien
151′
In den frühen 1980ern erreichen die Machtkämpfe der Paten der sizilianischen Mafia ihren Höhepunkt. Tommaso Buscetta, angesehenes Mitglied der Cosa Nostra, hat sich nach Brasilien abgesetzt. Derweilen wüten in seiner Heimat die Fehden zwischen den Clans, Buscettas Vertraute werden einer nach dem anderen umgebracht. Als er verhaftet und nach Italien ausgeliefert wird, trifft Buscetta eine Entscheidung, die die Mafia erdbebengleich erschüttert: Vor dem Richter Falcone bricht er sein der Cosa Nostra gegenüber geleistetes Schweigegelübde… Marco Bellocchio, einer der vielseitigsten italienischen Regisseure, hat das europäische Kino entscheidend mitgeprägt. Sein mehrfach ausgezeichneter neuer Spielfilm «Il Traditore» beruht auf der wahren Geschichte der schillernden Persönlichkeit des Tommaso Buscetta. Er steht in der Tradition grosser Kino-Epen wie «Der Pate» und ist fern jeder Mafia-Glorifizierung. Kraftvoll, virtuos, packend: «Il Traditore» ist ein Film, der unter die Haut geht.
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La notte di San Lorenzo (1982)
Paolo & Vittorio Taviani
Italien
107′
Poesie des Widerstands La notte di San Lorenzo von Paolo und Vittorio Taviani ist jener Film, der vor einem Vierteljahrhundert an einem unvergesslichen Abend mehr als 8'000 Menschen auf der Piazza Grande in Locarno in seinen Bann zog mit seiner filmischen Zauberkraft und der Friedensbotschaft. Heimlich schleicht sich im Sommer 1944 eine Gruppe von BewohnerInnen aus ihrem Heimatdorf San Miniato in der Toskana, um den US-amerikanischen Befreiern entgegenzueilen. Die Zurückbleibenden suchen gemäss Anweisungen in der Kirche Schutz und fallem einem Vergeltungsschlag der Deutschen zum Opfer. Die Flüchtlinge durchleben unterwegs in der toskanischen Landschaft alle Stadien der Hoffnung und der Verzweiflung und sehen sich in einer legendär gewordenen Sequenz mit italienischen Faschisten konfrontiert. La notte di San Lorenzo ist an sich ein historischer Film in dem Sinn, als er von einer vergangenen Zeit erzählt. Durch die märchenhaft-mythischen Überhöhungen und melodramatischen Zuspitzungen lassen die Tavianis die Handlung aus dem bloss historischen abheben und den Film über die wunderbare Figur des Mädchens zur universellen Aussagekraft gelangen. Das ist ein Friedensfilm von elementarer Sinnlichkeit und Wucht. Walter Ruggle
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A Chiara
Jonas Carpignano
Italien
117′
Die 16-jährige Chiara lebt in einer kleinen Stadt in Kalabrien, umgeben von ihrer Familie. Zum 18. Geburtstag ihrer Schwester wird ein grosses Fest organisiert, bei dem der ganze Clan zusammenkommt. Am nächsten Tag verschwindet Claudio, ihr Vater, spurlos. Chiaras Misstrauen wird geweckt, als sie mit Ausreden über seinen Verbleib beschwichtigt wird und beschliesst auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen. Doch je näher sie der Wahrheit hinter dem Geheimnis seines Verschwindens kommt, desto mehr nimmt ihr eigenes Schicksal Gestalt an. Der italo-amerikanische Regisseur Jonas Caprignano, der bereits in seinen beiden Filmen «Mediterranea» und «A Ciambra» einen eindringlichen Neo-Neorealismus entwickelt hat, erweitert seine kreativen Grenzen in dem dritten und letzten Teil der losen Trilogie, die in Gioia Tauro spielt, einer kalabrischen Stadt, die unter organisiertem Verbrechen und wirtschaftlichem Niedergang leidet. Der Film wurde am Zurich Film Festival 2021 als «Bester Spielfilm» ausgezeichnet.
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L'intrepido
Gianni Amelio
Italien
111′
Antonio Pane (Antonio Albanese) ist ein in sich ruhendes Gemüt, ein rundum zufriedener Mensch, wie man ihn heute selten noch antrifft. Er klagt nicht, er hilft und packt zu. Engelsgleich bewegt er sich durchs Leben und durch den Alltag Italiens. Wir erleben ihn beim Ausüben der unterschiedlichsten Berufe, denn Antonio hat sich seinen eigenen Beruf geschaffen: Er ist ein Intrepido, ein Unverzagter, einer, der andere an ihrem Arbeitsplatz für ein paar Stunden ersetzt. Ja, es kommt vor, dass einer an eine Hochzeit sollte, zum Arzt oder mit seiner Tochter reden möchte, schliesslich braucht alles seine Zeit. Eingespannt ins Arbeitsleben, obendrein in einem krisengeschüttelten und von unfähigen PolitikerInnen ruinierten Land wie Italien, kann man da nicht so einfach weg. Ausser man engagiert sich den praktischen Intrepido Antonio: Der mauert, fährt Tram, führt Pizzas aus oder bügelt. Eigentlich ist er selber ja arbeitslos, aber er mag nicht Trübsal blasen oder klagen: Antonio ist ein in sich ruhender, glücklicher und liebevoller Mensch. Eine Kunstfigur natürlich, denn wo gibt's so was noch. Aber eben eine Figur, die uns auf entspannte Art ein wenig darüber nachdenken lässt, wie eingespannt wir alle sind. Geld, hat Antonio sich gesagt, ist nicht alles, was zählt. Man sollte aber schon schauen, dass man in Form bleibt und sich nicht fallen lässt, wenn das wirtschaftliche Umfeld nicht mehr rosig ist. Gianni Amelio (Ladro di bambini) hat diese wunderbare Figur geschaffen, mit der er uns die erträgliche Leichtigkeit des Glücklichseins vor Augen führt und wir uns dabei ertappen mögen, Antonio als Figur von einer anderen Welt zu sehen. Ein amüsierter und melancholischer Blick auf Italien, ein Land, das man eigentlich lieben möchte, weil es die schönste Sprache hat, das beste Essen, atemberaubende Landschaften und kulturelle Schätze und gesprächsfreudige Menschen.
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Padre Padrone (1977)
Paolo & Vittorio Taviani
Italien
113′
Er gehört zu den Schlüsselfilmen des italienischen Kinos und des europäischen Kinos, er packte in den 1970er Jahren, in denen er in Cannes die Goldene Palme gewonnen hat, das Publikum und regte zu Diskussionen an: Padre padrone, jener Film, der den Gebrüdern Paolo und Vittorio Taviani zum internationalen Durchbruch verhalf und sie zum Vorzeigepaar Italiens machte (zu einer Zeit, in der Berlusconi noch nicht alles ruiniert hatte, was man Filmbranche nennen konnte und Filmkunst). Ein Bildungsstück im engsten Sinn des Wortes, ansetzend in der Schule eines sardischen Dorfes, aus der ein Bauer und Vater (Omero Antonutti) auftritt und von der real existierenden Figur des früheren Hirtenjungen Gavino Ledda mit einem Stecken ausgestattet wird, bevor seine Geschichte erzählt wird. Der Hirtenjunge Gavino wächst in einer archiaschen, von jahrhunderte alt wirkender Unterdrückung und Demütigung geprägten Welt auf. Mit sechs Jahren wird er von seinem Vater aus der Schule geholt, um die Schafe zu hüten und zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Schliesslich hat man ihn auf die Welt gestellt, damit er arbeiten kann und nicht zum Lernen. Gavino lernt vom Vater die Natur kennen, lernt Sehen und Lauschen, aber was ihm vorenthalten wird ist die Kultur, ist das Wissen. Auf dieses stösst er erst im Alter von 18 Jahren in der Armee, wo er endlich lesen und schreiben lernt und seine Freude am Wissen entwickelt. Freundschaftlich zur Seite steht ihm dabei ein junger Mann, mit dem er im Panzer Vokabeln durchgeht und Vergil rezitiert: Nanni Moretti, der eben erst seinen Film Io sono un autarchico gedreht hat und hier noch als Schauspieler wirkt. In Padre padrone beschreiben Paolo und Vittorio Taviani, frei der Biografie des realen Gavino Ledda folgend, einen Emanzipationsprozess, die Geschichte einer exemplarischen Möglichkeit, gegen alle Chancen zu gewinnen. Gleichzeitig ist er ein Dokument des Elends und der Hoffnungslosigkeit in den sardischen Bergen, aus dem der gebildete Hirtensohn ausbricht, um rückkehrend an der Verbesserung der Situation zu arbeiten.
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Il Colibrì
Francesca Archibugi
Italien
125′
Dies ist die Geschichte von Marco Carrera, genannt «der Kolibri». Anfangs der 1970er-Jahre trifft er als Jugendlicher während eines Urlaubs am Meer zum ersten Mal auf Luisa Lattes. Die beiden werden nie ein Paar, doch erlöschen wird ihre Liebe nie wieder. Der sanftmütige Marco heiratet später, lebt mit seiner Frau und einer Tochter in Rom. Fatale Zufälle und Verluste prägen sein bewegtes Leben – und er muss lernen, mit Unerwartetem und grossen Veränderungen umzugehen. Auf raffinierte Weise erzählt «Il Colibrì» vom Schicksal eines sensiblen Mannes, von familiärem Unglück, der Kraft von Erinnerungen und von einer grossen, unverbrüchlichen Liebe. Gekonnt pendelt der Film zwischen verschiedenen Zeitebenen, beginnend in den 1970er-Jahren bis in die nahe Gegenwart. «Il Colibrì» basiert auf dem gleichnamigen, prämierten Roman von Sandro Veronesi. Die italienische Regisseurin Francesca Archibugi hat ein grossartiges Schauspiel-Ensemble vor der Kamera versammelt, darunter Pierfrancesco Favino, Nanni Moretti und Bérénice Bejo. Entstanden ist eine unkonventionelle, entwaffnende und zutiefst berührende Familiengeschichte.
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La paranza dei bambini
Claudio Giovannesi
Italien
111′
Sechs Jungs kurven auf ihren Motorrollern durch die Gassen ihres Viertels Sanità in Neapel. Nicola, Briatò, Lollipop und ihre Freunde sind furchtlose Draufgänger. Sie wollen Geld machen wie ihre Vorbilder, Designer-Shirts und teure Sneakers tragen. Und wenn sie dann mal grosse Mafiosi sind, soll in ihrem Quartier niemand mehr Schutzgeld zahlen müssen. Die Jungs zögern nicht, Waffen einzusetzen, um die Kontrolle zu übernehmen. Nicola, ihr smarter 15-jähriger Anführer, kennt die Regeln: Um seine Gang schnell ganz nach oben zu bringen, fordert er einen der alten Mafia-Bosse heraus. Doch wegen seiner Freundin gerät Nicola zwischen die Fronten – und muss eine Entscheidung treffen... «La paranza dei bambini» ist die Verfilmung des von wahren Begebenheiten inspirierten Romans «Der Clan der Kinder» von Roberto Saviano. Der mit «Gomorrha» international bekannt gewordene neapolitanische Autor und Mafia-Experte hat auch am Drehbuch, das am Filmfestival Berlin ausgezeichnet wurde, mitgeschrieben. Gradlinig erzählt «La paranza dei bambini» von einer Welt, in der es allein um Geld, Macht und ums Überleben geht. Der Film über eine Jugend zwischen Skrupellosigkeit, Konsumgier und Menschlichkeit überzeugt nicht zuletzt durch charismatische, in Neapel entdeckte Laiendarsteller. Starkes, authentisches Kino, das einen nicht mehr loslässt.
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Gli anni più belli
Gabriele Muccino
Italien
133′
Rom, anfangs der 1980er-Jahre. Giulio, Paolo und Riccardo sind jung und haben grosse Träume. Bald stösst Gemma, in die Paolo hoffnungslos verliebt ist, zu den Jungs. Fortan gehen die vier gemeinsam durch dick und dünn. Die Jahre vergehen, die Welt und Italien verändern sich. Riccardo versucht sich als Künstler, als Journalist, als Politiker. Paolo bleibt seinen Idealen treu, wird Lehrer für Latein und Literatur. Giulio will als Anwalt die Welt verbessern, bis ihn der Reichtum lockt. Gemma arbeitet als Kellnerin und sucht Halt in der Liebe. Die Wege der vier trennen sich, kreuzen und verflechten sich doch immer wieder. Und alle stehen sie eines Tages vor der Frage, was im Leben wirklich wichtig ist. Facettenreiche, glaubwürdige und emotionale Geschichten, bei denen der Funke rüberspringt: Gabriele Muccino («L'ultimo bacio») beweist, dass er das kann. Sein Film dreht sich um Hoffnungen, Träume, Enttäuschungen und Erfolge von vier Freunden vor dem Hintergrund prägender historischer Ereignisse der letzten 40 Jahre. «Gli anni più belli» ist von Ettore Scolas «C'eravamo tanto amati» inspiriert, dem unverwüstlichen Klassiker, ebenfalls auf filmingo zu geniessen. Eine überzeugend gespielte Filmperle mit einem wunderbaren Soundtrack, unter anderem von Claudio Baglioni.
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La messa è finita (1985)
Nanni Moretti
Italien
96′
Der junge Priester Don Giulio verlässt seine erste Pfarrei auf der kleinen italienischen Insel Ponza. Hier hat er zehn glückliche Jahre verbracht: er hat Freud und Leid der DorfbewohnerInnen geteilt, war ihnen Freund und Ratgeber. Seine neue Kirche liegt in einem Mittelstands-Viertel in Rom, wo auch seine Eltern und Geschwister und seine alten Freunde aus der Studienzeit leben. Auch hier hofft er den Menschen helfen zu können, aber sein Optimismus wird bald zerstört. Oft sind die Lösungen, die er anbietet, zu einfach für die komplizierten Probleme seiner Gemeindemitglieder; öfter noch werden sein Trost und seine Hilfe abgelehnt aus egoistischer Oberflächlichkeit, aus Angst davor, sich Konflikten wirklich zu stellen. Nicht einmal seine engsten Verwandten kann er vor einer Katastrophe bewahren: sein Vater verlässt die Familie wegen einer jüngeren Frau, und seine Mutter begeht Selbstmord. Schliesslich resigniert Don Giulio und lässt sich in ein abgeschiedenes Dorf in den Bergen versetzen, wo er hofft, noch nützlich sein zu können.
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Gomorra (2008)
Matteo Garrone
Italien
125′
Ein Reich teilt man nicht durch einen simplen Händedruck, man zerschneidet es mit dem Messer. Das Reich dieses Filmes sind die Provinzen von Neapel und Caserta. Macht, Geld, Blut - damit werden die Einwohner täglich konfrontiert. Nur eine Minderheit kann überhaupt daran denken, ein «normales» Leben zu führen. Die süditalienische Mafiaorganisation Camorra mischt mit im internationalen Drogenhandel, verschiebt Giftmüll, macht Geschäfte mit der Herstellung von Designermode. Sie hat praktisch das Monopol auf den Handel mit Zement - und Geschäftsbeziehungen, die bis nach China reichen. Matteo Garrones Film beschreibt die suggestive Kraft der Camorra, die Operationen, mit denen die Clans ihre Macht behaupten. Und die Manipulationen, mit denen sie ihre Geschäfte in Gang halten. «Gomorra», der fünf Geschichten verwebt, basiert auf dem aufsehenerregenden internationalen Bestseller des jungen italienischen Autors Roberto Saviano. Dieser recherchierte jahrelang Auge in Auge mit dem Verbrechen. In Italien schlug das Buch ein wie eine Bombe, weshalb Saviano seither unter Personenschutz steht und seinen Aufenthaltsort geheim halten muss.
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Il mangiatore di pietre – Der Steingänger
Nicola Bellucci
Italien
104′
In einem abgelegenen Tal im Piemont findet der frisch aus dem Gefängnis entlassene, ehemalige Schmuggler Cesare (Luigi Lo Cascio) die Leiche seines Neffen Fausto. Die beiden haben einst zusammengearbeitet. Dies endete jedoch, als Fausto begann mit Drogen zu handeln. Unter der Leitung von Kommandant Boerio (Leonardo Nigro) nimmt die örtliche Polizei die Aufklärung des Mordes auf und schon bald gerät Cesare ins Visier der Ermittler. Nur die Mailänder Kommissarin Sonia di Meo (Ursina Lardi) schaut hinter die Fassade. Drogen und Kriminalität sind auch in der neuen Generation ein Thema. Sergio (Vincenzo Crea), ein Junge aus dem Dorf, will um jeden Preis der Enge des Tals entrinnen. Durch Zufall entdeckt Sergio auf der Alp zurückgelassene Flüchtlinge und sucht bei seinem Vorbild Cesare Hilfe. Widerwillig stimmt Cesare zu, dem Jungen beim Schleusen der Flüchtlinge über die Berggrenze zu helfen. Doch der Plan gerät unerwartet in Gefahr… «IL MANGIATORE DI PIETRE» ist die Verfilmung von Davide Longos Bestseller «Der Steingänger», der aufgrund des aktuellen Flüchtlingsdramas nichts von seiner Brisanz eingebüsst hat.
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Una questione privata
Paolo & Vittorio Taviani
Italien
84′
Giorgio, Milton und Fulvia sind die drei Figuren, von denen uns Paolo und Vittorio Taviani in ihrem letzten gemeinsamen Film erzählen. Vittorio, der ältere der beiden, ist im April 2018 gestorben. Im Geist ihres Meisterwerks «La notte di San Lorenzo» blenden sie noch einmal zurück in die Endphase des Zweiten Weltkriegs. Partisan Giorgio kämpft um seinen Freund Milton, gleichzeitig sieht er ihn als Konkurrenten in der geteilten Leidenschaft für Fulvia, jene junge Frau, die sich längst in den Norden abgesetzt hat, aber in den Träumen der beiden präsent bleibt. In Italien - und nicht nur dort - prägen rechte Populisten derzeit wieder die Politik. Davon, wohin das auch in ihrem Land geführt hat, haben die Gebrüder Paolo und Vittorio Taviani in Filmen erzählt, die das europäische Autorenkino mitgeprägt haben, allen voran in «La notte di San Lorenzo». Was schleichend sich etablierte, endete im Faschismus und im Zweiten Weltkrieg. Höchste Zeit, sich zu besinnen. Es ist, als wollten die beiden daran erinnern, wenn sie in «Una questione privata» noch einmal in die Zeit des Widerstands gegen die Faschisten blenden. Sie tun es auf der Basis des 1963 erschienenen autobiografischen Romans von Beppe Fenoglio, der seinerseits zu Italiens Schlüsselwerken gehört. Zwei Freunde haben die selbe Frau angebetet und leben nun im Nebel einer Zeit, in der niemand sicher sein kann, ob der andere Freund oder Verräter ist. In einprägsamen Bildern und einem unaufgeregten Rhythmus zeigen Paolo und Vittorio Taviani, dass am Ende die Liebe und die Freundschaft zählen. Gleichzeitig führen sie vor Augen, wie das Gedankengut der Populisten in die Irre führt. Eine der verrücktesten Figuren im Film ist ein todgeweihter Gefangener, der in den Bergen mit einem Schlagzeug-Singsang durchdreht. «Una questione privata» wirkt melancholisch wie das Echo einer anderen Erzählzeit, in der sich Paolo und Vittorio Taviani vom Neorealismo entfernt haben, um eine filmische Wirklichkeit zu schaffen, die nach aussen nicht real sein muss, sich dafür umso stärker nach innen entfaltet. Walter Ruggle
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Kaos (1984)
Paolo & Vittorio Taviani
Italien
179′
Mit Tonino Guerra adaptierten Paolo und Vittorio Taviani Novellen des Nobelpreisträgers Luigi Pirandello, die, jede auf ihre Art, um das Thema Heimat kreisen. In lose verbundenen Episoden entwirft Kaos ein manchmal bizarr poetisches, dann wieder melancholisch angehauchtes Panoramabild des italienischen Südens. Vier sizilianische Episoden nach den Novelle per un anno, in denen Nobelpreisträger Luigi Pirandello erdhafte und aussergewöhnliche Geschichten niedergeschrieben hat, die ihm einst seine Gouvernante erzählte. Das Wiener Filmmuseum schreibt: «Was an diesen tragischen, lyrischen und grotesken Episoden über schmerzirre Mütter, mondsüchtige Bauern, aufsässige Schäfer, Narren und Schalke unentwegt spürbar bleibt, ist die mächtige, ausholende Lust am Erzählen, die Vernarrtheit ins grelle Licht des Tages und das Dunkel der Nacht, die Leidenschaft für sinnliche, pastose Bilder und die Liebe zum Land und seinen Geschöpfen. In der fünften Episode, in der von Pirandello selbst erzählt wird, kommt der Film zu sich. Eine Reise in die Kindheit. Ein Hinuntertollen über die weissen, wunderbaren Sandklippen von Lipari zum Meer, das trunken blau und grün ist: ein Glücksmoment, eine Lust, die nicht enden will.»
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La grande bellezza
Paolo Sorrentino
Italien
141′
Rom im sommerlichen Glanz. Die Touristen drängen sich auf dem Gianicolo: Ein Japaner, überwältigt von so viel Schönheit, bricht zusammen. Jep Gamberdella - trotz der ersten Alterungserscheinungen ein attraktiver Mann mit unwiderstehlichem Charme - geniesst das mondäne Leben der Stadt in vollen Zügen. Er ist auf allen Empfängen und Festen zu sehen, sein sprühender Geist und seine Gesellschaft sind sehr gefragt. Der erfolgreiche Journalist und unverbesserliche Verführer hat in seiner Jugend einen Roman geschrieben, der ihm einen Literaturpreis und den Ruf des frustrierten Autors eingebracht hat. Er verbirgt seine Ratlosigkeit hinter einer zynischen, nüchternen Haltung und betrachtet die Welt mit bitterem Durchblick. Auf der Terrasse seiner Wohnung oberhalb des Kolosseums veranstaltet er Feste, bei denen sich «der menschliche Apparat» - so der Titel seines Romans - entblösst und die Komödie des Nichts zum Besten gibt. Jep, der gleichgültige Beobachter, träumt manchmal davon, wieder zu schreiben, aber wird ihm das gelingen? Die Erinnerungen an seine Jugendliebe lassen ihm keine Ruhe. Wird er seinen Ekel vor sich und den anderen überwinden können in einer Stadt, deren blendende Schönheit etwas Lähmendes hat? Toni Servillo zeigt in diesem komplexen Part seine grosse Schauspielkunst, bestens unterstützt von Italo-Stars, zu denen unter anderem Serena Grandi und Sabrina Ferilli gehören.
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L'ombra di Caravaggio - Caravaggio's Schatten
Michele Placido
Italien
118′
Italien 1609. Der des Mordes angeklagte Caravaggio ist aus Rom geflohen und hat sich nach Neapel abgesetzt. Unterstützt von der mächtigen Colonna-Familie versucht Caravaggio, die Gnade der Kirche zu erlangen, um nach Rom zurückkehren zu können. Der Papst beschliesst daraufhin, einen Inquisitor, den Schatten, mit der Untersuchung des Malers zu beauftragen, dessen Kunst als subversiv und gegen die Moral der Kirche gerichtet angesehen wird. Michele Placido hat seine Caravaggio-Biografie prominent besetzt mit Riccardo Scarmarcio, Louis Garrel und Isabelle Huppert.
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Pio - A Ciambra
Jonas Carpignano
Italien
118′
Pio wächst in einer süditalienischen Küstenstadt zwischen seiner Roma-Community, alteingesessenen Italienern und Flüchtlingen aus Afrika auf. Nachdem Vater und Bruder verhaftet werden, macht sich der 14-Jährige auf die Suche nach einem neuen Vorbild. Obwohl Ayiva, ein Migrant aus Burkina Faso, so gar nicht zu Pios Familie mit ihren rassistischen Ansichten passt, wird er ihm bald zum besten Freund. Mit seiner lebendigen Kamera erfasst Regisseur Jonas Carpignano ein fiktives Leben an einem realen Ort Italiens, wo verschiedene Aussenseitergruppen um ihren Platz kämpfen.
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Padrenostro
Claudio Noce
Italien
121′
Rom, 1976. Valerio ist zehn, geht gerne seine eigenen Wege und zieht sich öfters in eine Fantasiewelt zurück. Da ereignet sich vor dem Haus, in dem er mit seiner Familie wohnt, eine Schiesserei. Sein Vater, Vize-Polizeipräsident, ist Ziel eines terroristischen Angriffs und wird verletzt. Valerio beobachtet einen Teil des Geschehens. Seine Eltern allerdings glauben, er habe nichts mitbekommen, und tun alles, damit das so bleibt. In diesen schwierigen Tagen lernt Valerio den etwas älteren, rebellisch-frechen Christian kennen. Dieser scheint aus dem Nichts zu kommen – und er taucht auch plötzlich wieder auf, als Valerios Familie nach Süditalien gereist ist, weit weg von der bedrückenden Situation in Rom. Die Begegnung mit Christian in einem Sommer voller Entdeckungen wird Valerios Leben für immer verändern… «Padrenostro» spielt im Italien der 1970er-Jahre, einer Zeit sozialer und politischer Turbulenzen. Regisseur Claudio Noce war etwas über ein Jahr alt, als sein im Lazio für die Terrorismusbekämpfung zuständiger Vater bei einem gegen ihn gerichteten Anschlag verletzt wurde. «Padrenostro» ist also autobiografisch inspiriert und wurzelt in der Geschichte Italiens, doch Claudio Noce legt den Fokus auf so universelle wie zeitlose Themen: die Beziehung zwischen Vater und Sohn, den Blick eines Jungen auf Welt die Erwachsenen, die Kraft der Freundschaft. Ein exzellent gemachter, am Festival von Venedig ausgezeichneter Film – atmosphärisch dicht, packend, hervorragend gespielt.
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Volevo Nascondermi
Giorigo Diriti
Italien
119′
Nach einer schwierigen Kindheit bei Pflegeeltern in der Schweiz führt Tonis Weg nach Italien, wo der Maler und Bildhauer Marino Mazzacurati sein künstlerisches Talent erkennt und ihm die Möglichkeit eröffnet, sich seiner Vergangenheit zu stellen. Das Künstler-Biopic VOLEVO NASCONDERMI wurde im Wettbewerb der diesjährigen Berlinale gezeigt, wo Elio Germano für seine kongeniale Darstellung des italienischen Art-brut-Künstlers Antonio Ligabue mit einem Silbernen Bären ausgezeichnet worden ist.
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I Pugni in Tasca (1965)
Marco Bellocchio
Italien
108′
Marco Bellocchios «I Pugni in Tasca» gilt zurecht als eines der stärksten Erstlingswerke der Filmgeschichte. Erzählt wird von einer verwitweten und erblindeten Mutter, die mit ihren vier erwachsenen Kindern in einer Villa in Italien lebt. Drei der Geschwister sind physisch und psychisch versehrt. Der älteste und gesunde Sohn Augusto nimmt eine väterliche Ersatzrolle ein und hat damit eine Sonderstellung. Das schürt zunehmend den Neid eines seiner Brüder, dessen Rebellion immer zerstörerische Formen annimmt... «I Pugni in Tasca» steht am Beginn einer wegweisenden Ära des italienischen Kinos, in der Filmschaffende revolutionär die Abgründigkeit des vermeintlich normalen Alltäglichen enthüllten und symbolstark die verkalkten politischen und gesellschaftlichen Strukturen der frühen 1960er-Jahre kritisierten. Marco Bellocchios 1965 entstandenes, formal bestechendes und inhaltlich komplexes Familiendrama hat auch heute noch eine faszinierende Sogwirkung. Bellocchios Meisterwerk, zu dessen packender Atmosphäre auch die herausragende Musik von Ennio Morricone beiträgt, kommt in einer restaurierten Fassung in die Kinos.
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L'intrusa
Leonardo di Costanzo
Italien
95′
Eine Oase am Stadtrand von Neapel. Hier erleben Kinder einen Alltag, der ganz anders ist als das, was sie sonst kennen. Mit Engagement und Einfühlungsvermögen leitet Giovanna diesen Hort der Kreativität, in dem Mädchen und Buben ihre schulfreien Stunden verbringen. Dann aber sucht die junge Ehefrau eines skrupellosen Camorra-Mitgliedes mit ihren zwei kleinen Kindern Schutz in der Institution – und Giovanna wird vor eine Entscheidung gestellt, die alles verändern könnte… Der italienische Filmemacher Leonardo Di Costanzo war neben Ursula Meier und Jean-Luc Godard einer der Regisseure von «Les ponts de Sarajevo». Mit «L’Intrusa» legt er seinen zweiten Spielfilm vor. Eindringlich und unaufgeregt erzählt er vom Leben in einer Gesellschaft, in deren Mitte die Mafia angekommen ist. In der Hauptrolle überzeugt die Schauspielerin und Tänzerin Raffaella Giordano, die sich unter anderem mit Pina Bauschs «Tanztheater Wuppertal» international einen Namen gemacht hat. «L’Intrusa» ist starkes Kino mit einer kämpferischen und gleichzeitig sensiblen Frau im Zentrum, die es wagt, Grenzen in Frage zu stellen – und sie zu überschreiten.
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Miele
Valeria Golino
Italien
97′
Irene wohnt nicht weit von Rom in einem Häuschen am Meer. Ihr Liebhaber und auch ihr Vater glauben, dass sie studiert. Tatsächlich aber hilft sie – unter dem Decknamen «Miele» – unheilbar kranken Menschen dabei, zu sterben. Eines Tages trifft Irene auf einen älteren Mann, der kerngesund ist, doch nicht mehr leben möchte. Sie beginnt, ihr Engagement zu hinterfragen…
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Notturno
Gianfranco Rosi
Italien
100′
Drei Jahre lang hat Gianfranco Rosi in den jeweiligen Grenzgebieten der Länder Syrien, Irak, Kurdistan und Libanon gedreht und Menschen gefilmt, die auf wechselnden Seiten von den Kriegen in der Region betroffen und traumatisiert sind. Sein Interesse gilt dabei immer wieder dem subtilen Zusammenspiel von Alltäglichkeit, Schönheit und Katastrophe.
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Storia probabile di un Angelo - Fernando Birri
Paolo Taggi Domenico Lucchini
Italien
76′
Eine Reise in die Welt und das Werk des grossen Meisters des südamerikanischen Kinos, Fernando Birri. Wie Birri sagt, ist es «der letzte Wille seines spirituellen Kinos».
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