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Blind Dates

Levan Koguashvili, Georgien, 2013

Mit 40 Jahren lebt der Lehrer Sandro noch immer bei seinen Eltern, die sich ständig in sein Privatleben einmischen. Die «Blind Dates», zu denen ihn sein Freund Iva drängt, interessieren ihn kaum. Bei einem Ausflug ans Schwarze Meer verliebt Sandro sich in die Friseurin Manana. Als deren Ehemann vor-zeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, nimmt Sandros Situation absurde Dimensionen an. Eine trockene Komödie in bester georgischer Tradition.



Kaurismäki auf georgisch
Soll man sagen, da kommt ein georgischer Kaurismäki? Man könnte, es gäbe genügend Gründe: Levan Koguashvili versteht es, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, auf ein paar wenige Figuren, die er liebevoll zeichnet, die den Blues der Zeit auf ihren schmalen Schultern tragen und verloren dastehen in einer überschaubaren kleinen Welt. Sie ist ihnen allen irgendwie auch so zu gross. Wie der Finne versteht es der Georgier, seine Figuren mit voller Zuneigung in Dekors zu inszenieren, die mindestens soviel erzählen wie die Handlung selbst. Die Kargheit gehört zu den Qualitäten. Nichts wirkt überhöht, alle sind ihrem Schicksal ergeben und tragen es mit stoischer Fassung.
Mit 40 Jahren lebt der Lehrer Sandro noch immer bei seinen Eltern, die sich ständig in sein Privatleben einmischen. Die «Blind Dates», zu denen ihn sein Freund Iva drängt, interessieren ihn kaum. Bei einem Ausflug ans Schwarze Meer verliebt Sandro sich in die Friseurin Manana. Als deren Ehemann vor-zeitig aus dem Gefängnis entlassen wird, nimmt Sandros Situation absurde Dimensionen an. Eine trockene Komödie in bester georgischer Tradition.



Kaurismäki auf georgisch
Soll man sagen, da kommt ein georgischer Kaurismäki? Man könnte, es gäbe genügend Gründe: Levan Koguashvili versteht es, sich aufs Wesentliche zu konzentrieren, auf ein paar wenige Figuren, die er liebevoll zeichnet, die den Blues der Zeit auf ihren schmalen Schultern tragen und verloren dastehen in einer überschaubaren kleinen Welt. Sie ist ihnen allen irgendwie auch so zu gross. Wie der Finne versteht es der Georgier, seine Figuren mit voller Zuneigung in Dekors zu inszenieren, die mindestens soviel erzählen wie die Handlung selbst. Die Kargheit gehört zu den Qualitäten. Nichts wirkt überhöht, alle sind ihrem Schicksal ergeben und tragen es mit stoischer Fassung. Aki Kaurismäki dürfte seine Freude haben an diesem Wesensverwandten aus dem Kaukasus.

So weit schweifen muss man allerdings nicht, denn die Ahnen dieser Form des Kinos stammen nicht aus Finnland: Sie arbeiteten zum Beispiel zur Zeit der Sowjetunion in Georgien, wo das Filmschaffen vergleichsweise unabhängig und frei sich entfalten konnte. Otar Iosseliani und Eldar Schengelaja seien als zwei Beispiele von Filmschaffenden erwähnt, die den Lauf der Dinge im Stand der Zeit mit Ruhe und visuellem Scharfsinn zu betrachten verstanden und uns in den 1960er bis in die frühen 80er Jahre mit meisterlichen Arbeiten beglückten. Beim einen war es die Poesie des Alltags, die ihre Blüten treiben konnte, beim anderen die Absurdität der Bürokratie. Levan Koguashvili nun erzählt von den zwischenmenschlichen Beziehungen im Allgemeinen - eine der aburdesten Szenen spielt in einer Wohnung von Trauernden - und von den Schwierigkeiten eines Lehrers im Besonderen, der doch endlich eine Frau finden sollte. Er tut das in einer Lakonie, die eine stille Sprengkraft hat, einen absolut trockenen Humor: Exquisiter kaukasischer Blues.
Walter Ruggle
Dauer
99 Minuten
Sprache
OV Georgisch
Untertitel
Deutsch, Französisch
Video-Qualität
1080p
Verfügbarkeit
Schweiz, Österreich, Liechtenstein
Corn Island
George Ovashvili
Georgien
100′
Jedes Jahr im Frühling schwemmt der kraftvolle Fluss Enguri in Georgien grosse Brocken fruchtbaren Bodens aus den Höhen des Kaukasus in die Ebene, wo sie sich allmählich zu kleinen Inseln zusammenfügen. So entstehen Oasen für wildes Leben und für Menschen. Abga, ein alter Bauer, ist mit seiner 16-jährigen Enkelin Asida am Fuss der Berge zu Hause. Zurückgezogen und einfach leben sie von und mit der rauen Wildnis. Obwohl es lebensgefährlich ist, weil die schwimmenden Landstücke jederzeit abtreiben können, will Abga es wagen, eine der Inseln zu bepflanzen. Zusammen mit Asida baut er eine kleine Hütte, pflügt den Boden und säht Mais aus. Als der Mais langsam aus dem Boden zu spriessen und zu wachen beginnt, begegnet Asida einem verwundeten Soldaten, der auf der Korninsel Schutz sucht. Sie versteckt ihn, und so gerät die schwimmende Insel ins Visier seiner Verfolger. Der Grossvater bereitet den Boden für sein gefahrloses Verschwinden, denn er fürchtet den Verlust seines neuen Zuhauses und Asidas, die sich zu dem Soldaten hingezogen fühlt und sich seit seiner Ankunft ein eigenständiges Leben erträumt. In meisterhaft arrangierten Bilderströmen von berückender Schönheit und sinnlicher Wildheit erzählt George Ovashvili («The Other Bank») in seinem neusten Spielfilm «Corn Island» die Geschichte eines zarten Erwachens und einer Freiheitssuche. Der Gewinner des Internationalen Filmfestivals Karlovy Vary führt uns auf eine hypnotisierende Reise durch eine Welt voller Vergangenheiten und Zukünfte, durch Geheimnisse und Wandlungen, die wir nirgendwo besser als in der Natur erfühlen können.
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The Other Bank
George Ovashvili
Georgien
89′
Tedo ist zwölf. Er lebt gemeinsam mit seiner jungen Mutter Keto in einer abgeschiedenen Hütte ausserhalb der georgischen Hauptstadt Tiflis. Tedo und Keto sind Flüchtlinge aus Abchasien. Der Bürgerkrieg hat ihnen alles genommen, auch Tedos und Ketos Hoffnung auf eine glückliche Zukunft in einer intakten Familie. Als sie aus Abchasien flüchteten, war Tedo erst vier. Tedos Vater mussten die beiden zurücklassen, sein Herz war zu schwach, als dass er die anstrengende Reise hätte auf sich nehmen können. Inzwischen ist Tedo Lehrling in einer Autoreparaturwerkstatt, Keto arbeitet als Verkäuferin. Die wenigen Groschen, die Tedo verdient, steckt er seiner Mutter zu, damit die es nicht länger nötig hat, zu fremden, unfreundlichen Männern freundlich zu sein. Der Junge leidet sehr darunter, dass er zum Lebensunterhalt nur wenig beitragen kann, und auch der Lebenswandel seiner Mutter bereitet ihm große Probleme. Als er entdeckt, dass sie einen Liebhaber hat, ist das zu viel für Tedo. Er fasst den Entschluss, zu seinem Vater nach Abchasien zurückzukehren. Vielleicht findet er ja dort die Lösung für all seine Probleme. Auf seiner Reise macht Tedo viele Bekanntschaften, und er muss viele Rückschläge einstecken. Nicht überall ist er willkommen. Aber als seine Reise zu Ende geht, hat er viele neue Einsichten gewonnen. Zum Beispiel, dass es nicht überall besser ist, wo man nicht ist. ********* Dieser Blick! Dieser Junge! Von allem Anfang an nimmt uns Tedo Bekhauri, der die Hauptfigur des Tedo spielt, in seinen Bann. Wir folgen dem Jungen in seinem wehrlos wirkenden Gang durch den Alltag in der georgischen Stadt, nehmen seine abwesende Mutter wahr und die Entbehrungen, die zur Normalität gehören. Man schlägt sich durch, so gut es geht. Tedo ist mit seinem Schicksal nicht allein, aber er ist allein auf sich gestellt. George Ovashvili hat diesen Jungen nach langer Suche gefunden und mit ihm die Idealbesetzung für die Rolle eines Kindes in einer Welt, in der für Kinder kein Platz übrig scheint oder jedenfalls keine Gegenwart. Tedo bricht auf, seinen Vater zu suchen, begibt sich auf eine Reise in die Finsternis der kaukasischen Konflikte, der ausgebrannten Erde. Was uns als Begleitende im Kino so packt, ist die Gelassenheit, mit der der Junge durch die Zeit und Geografie wandelt, seine Wehrlosigkeit, die mit einer engelhaften Unverletzbarkeit gepaart scheint. Das stille Wunder dieses Filmes über die schiere Ausweglosigkeit in einer geschundenen Region ist die Hoffnung, die mit dem Jungen reist, sein Glaube daran, dass er das Ziel erreicht und mit dem Vater auch das Leben wieder findet. Walter Ruggle
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